LE FESTE D’APOLLO — ATTO D’ORFEO
Azione teatrale in sieben Szenen (Fassung Parma 1769)
Libretto von Ranieri de’ Calzabigi
Neuinszenierung
chon früh haben sich die Schöpfer des Musiktheaters den Mythos vom thrakischen Sänger Orpheus zu eigen gemacht, der Eurydike ins Jenseits folgt, um sie mithilfe seines Gesanges aus der Unterwelt zurückzugewinnen. Glucks Oper Orfeo ed Euridice konzentriert sich – trotz des Titels – auf eine einzelne Figur: Orfeo. Das Werk zeigt einen Künstler in seiner Einsamkeit, für den der Tod einer geliebten Person zum zentralen Thema wird. Dabei stellt Gluck seine Musik ganz in den Dienst des dramatischen Ausdrucks.
Eine wichtige Rolle nimmt in Orfeo ed Euridice der Tanz ein, was eine Personalunion von Regisseur und Choreografen nahelegt. Tanz darf im Sinne von Christof Loy aber keinesfalls als Fremdkörper gesehen werden: Die Grenzen zwischen Tanz und Text, Musik und Bewegung müssen fließend sein. Diesen Gedanken betont auch die Bühne, die einen Weg evoziert, der immer wieder von Neuem beginnen könnte.
Der Neuproduktion liegt die „Parma-Fassung“ der Oper von 1769 zugrunde, für die Gluck die dreiaktige Struktur der Wiener Erstfassung eliminierte und die Szenen zu einem Akt zusammenfügte. Dem Gedanken der Einheit folgt die Inszenierung auf mehreren Ebenen, wobei das Dilemma Orfeos so pur wie möglich erscheinen soll, um das Innere aller Zuschauer·innen zu treffen und Identifikationsmöglichkeiten zu bieten.
Gianluca Capuano: Musikalische Leitung
Christof Loy, Regie und Choreografie
Johannes Leiacker, Bühne
Ursula Renzenbrink, Kostüme
Olaf Winter, Licht
Klaus Bertisch, Dramaturgie
Cecilia Bartoli, Orfeo
Mélissa Petit, Euridice
Madison Nonoa, Amore
Yannick Bosc, Clara Cozzolino, Gorka Culebras, Yuka Eda, Oskar Eon, Haizam Fathy, Mark-Krister Haav, Jarosław Kruczek, Pascu Ortí, Carla Pérez Mora, Sandra Pericou-Habaillou, Guillaume Rabain, Giulia Tornarolli, Nicky van Cleef, Tänzer und Tänzerinnen
Il canto di Orfeo
Jacopo Facchini, Choreinstudierung
Les Musiciens du Prince – Monaco
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Termine
Fr, 26.5.2023, 20:00 | Ticket
So, 28.5.2023, 20:30 | Ticket
OSSIA ORFEO ED EURIDICE
Dramma per musica in fünf Akten (1790 / 1951)
Libretto von Carlo Francesco Badini
Konzertante Aufführung
Nach fast 30 Jahren am fürstlichen Hof Eszterháza stand Joseph Haydn 1790 plötzlich ohne Dienstherrn da. Als Impresario Johann Peter Salomon davon erfuhr, verpflichtete er ihn für London. Neben zwölf Symphonien sollte er eine Opera seria für das Haymarket Theatre komponieren. Obwohl Haydn als Instrumentalkomponist gilt, war er ein erfahrener Opernkapellmeister, der sich am fürstlichen Hof durch das Einrichten fremder Werke ebenso wie mit 17 eigenen Opern profiliert hatte. Als Librettist wurde Haydn Carlo Francesco Badini zur Seite gestellt, als Sujet wollte man die Sage um Orpheus. Dieser Stoff war seit 1600 unzählige Male vertont worden, doch galt Glucks Reformoper Orfeo ed Euridice als absoluter Maßstab: Reduziert auf den mythologischen Kern steht die Macht der Liebe im Fokus. So waren die beiden gezwungen, neue Wege zu gehen. Badini konstruierte eine verwickelte Handlung mit dramatischem Ausgang. Haydn schrieb ausgeprägte Chorsätze, verzichtete aber weder auf Intermezzi und Balletteinlagen noch auf reich verzierte Koloraturen in traditionellen Da-capo-Arien und forderte die größte Orchesterbesetzung, die man in seinem Œuvre findet. Die Uraufführung wurde abgesagt, da König Georg III. die Konzession verweigerte. Es sollte 160 Jahre dauern, bis L’anima del filosofo in Florenz erstmals gezeigt wurde.
Das neue opern büchl so ich zu Componiren habe, betitult sich Orfeo in 5 Acten, welches ich aber erst dieser tagen erhalten werde, dasselbe soll von einer ganz anderen arth seyn, als jenes v[on] Gluck.
Joseph Haydn in einem Brief vom 8. Jänner 1791 an Fürst Anton Esterházy
Gianluca Capuano, Musikalische Leitung
Thomas Hampson, Creonte
Cecilia Bartoli, Euridice
Rolando Villazón, Orfeo
Mélissa Petit, Genio
Il canto di Orfeo
Jacopo Facchini, Choreinstudierung
Les Musiciens du Prince – Monaco
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Tragédie-opéra in drei Akten (1774)
Libretto von Pierre-Louis Moline nach Ranieri de’ Calzabigi
Ballett-Oper
Christoph Willibald Glucks Bestrebungen, gemeinsam mit dem Textdichter Ranieri de’ Calzabigi den vorherrschenden Opernstil von musikalischen Auswüchsen und komplizierten Nebenhandlungen zu befreien, gipfelten 1762 in Orfeo ed Eurydice. Das Werk gilt seither als Prototyp der „Reformoper“, die in nur einem Handlungsstrang menschliche Emotionen fokussiert. Zwölf Jahre nach der Wiener Uraufführung erstellte Gluck mit Orphée et Eurydice eine auf den Pariser Geschmack zugeschnittene Fassung, übertrug die Kastratenrolle des Orphée einem Tenor und ergänzte zahlreiche Ballettszenen.
Diese Version bildet die ideale Grundlage für eine „Tanzoper“, deren Handlung John Neumeier in einen modernen Ballettsaal verlegt. In der Ouvertüre erzählt er die Vorgeschichte: Während einer Probe kommt es zum Streit zwischen der Primaballerina Eurydice und dem Choreografen Orphée. Sie verlässt wütend den Saal und stirbt wenig später bei einem Autounfall. Nun setzt die bekannte Handlung ein. Aber nicht Orphée zweifelt am Gelingen, sondern Eurydice stellt seine Liebe in Frage, bringt ihn dazu, sich umzudrehen und entschwindet. Erschüttert stimmt Orphée das Klagelied „J’ai perdu mon Euridice“ an, doch entgegen dem Mythos beugt sich Gluck der Pariser Konvention und lässt Amor positiv in den Ausgang des Geschehens eingreifen.
Wir alle haben Verlusterfahrungen gemacht — auch wenn sie nicht die Dimension des Wahnsinns erreichen, wie sie meiner Ansicht nach in „Orphée“ gezeigt werden.
John Neumeier
John Neumeier, Regie, Choreografie, Bühne, Kostüme und Licht
Kazuki Yamada, Musikalische Leitung
Favola in musica in fünf Akten (1607)
Libretto von Alessandro Striggio
Marionettentheater
Schon wenige Jahre nachdem in Italien die Gattung Oper begründet worden war, konnte man diesseits der Alpen einen gewichtigen Beitrag zum jungen Genre auf der Bühne erleben: Im Januar 1612 fand in der Fürsterzbischöflichen Residenz zu Salzburg eine Aufführung von Claudio Monteverdis L’Orfeo statt. 1607 für den Karneval am Fürstenhof des Herzogs von Mantua entstanden, markiert Monteverdis Werk, das auf dem antiken Orpheus-Mythos basiert, eigentlich den „Urknall der Operngeschichte“. Orpheus gelingt es auch bei Monteverdi, seine Gattin mit einer kunstvollen Klage aus der Unterwelt zurückzuholen; er verliert sie jedoch endgültig, als er sich nach ihr umblickt. Monteverdi arbeitete seine Komposition auf bislang unbekannte Weise aus, indem er Personen oder Vorgänge mit bestimmten Motiven oder Klangfarben des Instrumentariums charakterisierte. So wird Orfeos Gesang von Harfenklängen begleitet und die Musik der tanzenden Hirten durch Flöten und Geigen erhellt, während ein Posaunenchor die düstere Stimmung der Unterwelt skizziert.
Eine der ältesten Puppenspielergruppen, das Marionettenensemble Carlo Colla e Figli aus Mailand, erzählt Monteverdis Favola in musica mit seinen Fadenpuppen, während die Sänger·innen ihnen ihre Stimmen leihen.
Rose des Himmels, Leben der Welt, würdige Tochter dessen, der das Weltall zähmt, Sonne, die du alles umfängst, alles siehst, wenn du zwischen den Sternen deine Kreise ziehst, sag mir: Hast je du einen Liebenden gesehen, der froher und glücklicher ist als ich?
Orfeo
Gianluca Capuano, Musikalische Leitung
Franco Citterio, Giovanni Schiavolin, Regie
Franco Citterio, Bühne und Licht
Cecilia Di Marco, Maria Grazia Citterio, Kostüme
Renato Dolcini, Orfeo
Carlotta Colombo, La Musica / Euridice
Sara Mingardo, La Messaggera / La Speranza
Marco Saccardin, Plutone
Salvo Vitale, Caronte
Massimo Altieri, Apollo / Pastore 1
Franco Citterio, Maria Grazia Citterio, Piero Corbella, Camillo Cosulich, Debora Coviello, Carlo Decio, Cecilia Di Marco, Tiziano Marcolegio, Pietro Monti, Giovanni Schiavolin, Paolo Sette - Marionnettenspieler·innen des Ensembles Carlo Colla e Figli
Il canto di Orfeo
Les Musiciens du Prince – Monaco
In italienischer Sprache
mit deutschen und englischen Übertiteln
Daniel Barenboim, Klavier
Martha Argerich, Klavier
Cecilia Bartoli, Mezzosopran
Werke von FRANZ SCHUBERT
Als Daniel Barenboim in frühen Teenagerjahren erstmals den Dirigentenstab zur Hand nahm, hatte er sich bereits den Ruf eines pianistischen Wunderkinds erworben. Wilhelm Furtwängler, dem er 1954 in Salzburg vorspielte, bezeichnete den damals Elfjährigen als „Phänomen“. Neben seinen Auftritten als Solist und Dirigent drängte es den beseelten und leidenschaftlichen Kommunikator Barenboim stets zur intimsten Form des musikalischen Miteinanders, des Dialogs und Aufeinander-Hörens, des Gebens und Nehmens: zur Kammermusik. Zu seinen frühesten Lied-Partnern zählte Dietrich Fischer-Dieskau, mit dem er unter anderem Schuberts Winterreise aufnahm. Cecilia Bartoli hat Daniel Barenboim nun eingeladen, sich gemeinsam mit ihr und Martha Argerich (die er seit seinen Kindheitstagen in Buenos Aires kennt) erneut einem Komponisten zu widmen, der ihn schon sein ganzes Leben begleitet. Schuberts Musik ist für Barenboim von faszinierender emotionaler Komplexität:
„Sie gibt uns die Möglichkeit, Gefühle und Gedanken, die vollkommen widersprüchlich sind, gleichzeitig zu erfahren.“ Wie tief er in die Innenwelt dieser Musik einzudringen vermag, verrät ein Satz, den Gerhard Rohde nach Barenboims Zyklus Schubert’scher Klavierwerke bei den Salzburger Festspielen 2012 schrieb: „Der nachschaffende Künstler Barenboim schien sich in den Komponisten zu verwandeln, mit ihm zu verschmelzen.“
Ich glaube, dass jeder Komponist ein eigenes Medium hat, das ihm als persönliches Tagebuch dient. Bei Schubert waren das neben den Liedern auch die Klaviersonaten. Sie sind eine Offenbarung, eine spannende, hochinteressante Reise. Darin steckt Schuberts ganze Entwicklung. Und Schuberts Musik lacht und weint gleichzeitig.
Daniel Barenboim
Ein Abend mit Freund·innen und Wegbegleiter·innen für Daniel Barenboim
Benefizgala
Zubin Mehta, Musikalische Leitung
Martha Argerich, Klavier
Cecilia Bartoli, Mezzosopran
Plácido Domingo, Bariton
Lang Lang, Klavier
Rolando Villazón, Tenor
Sonya Yoncheva, Sopran
Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino
Seit unglaublichen sieben Jahrzehnten bereichert der Ausnahmemusiker Daniel Barenboim die Musikwelt als Pianist und Dirigent, aber auch als Initiator von Kulturprojekten. Dabei zählt er nicht nur zu den „Weltkünstlerpersönlichkeiten“, sondern auch zu jenen aktiven Künstlern, die sich als Friedensstifter über politische Denkgrenzen hinwegsetzen. 1999 gründete er das West-Eastern Divan Orchestra, um junge israelische und arabische Instrumentalist·innen im musikalischen Dialog zu vereinen. Die Förderung jüngerer Künstler·innen verlor Barenboim nie aus den Augen, so machte er 1994 Cecilia Bartoli im legendären Salzburger Don Giovanni mit Mozart vertraut und feierte 2001 mit Lang Lang dessen Debüts in New York und London. Mit beiden verbindet ihn seither eine musikalische Partnerschaft. Rolando Villazón, Jonas Kaufmann und Sonya Yoncheva zählen zu den regelmäßigen Künstlerkolleg·innen; Plácido Domingo ehrte er in Berlin zum 50. Bühnenjubiläum. Eine besondere Freundschaft verbindet ihn seit seinem Festspieldebüt 1965 in Salzburg mit Zubin Mehta, während das Musizieren mit Martha Argerich bereits in Buenos Aires wurzelt, weshalb spätere Auftritte immer von besonderer Vertrautheit geprägt zu sein schienen. Der 80. Geburtstag Daniel Barenboims bietet nun den Anlass, diese Wegbegleiter·innen in einer Gala zu vereinen, um den Maestro zu würdigen.