Seit Herbst 1991 ist im 400 Jahre alten, denkmalgeschützten Eizenbergerhof am Rand der Salzburger Altstadt, die Literatur zu Hause ... Anfangs ein Geheimtipp hat sich das Literaturhaus seinen Platz in der Welt der Sprachen und Bücher, der Autorinnen und Autoren erobert.
Rund 300.000 Besucherinnen und Besucher haben allein in den ersten 24 Jahren ca. fünftausend Veranstaltungen mit tausenden Schriftstellern und Künstlern besucht ...
Ein Trägerverein und fünf autonome Literaturvereine und Autorengruppen - manche von ihnen gibt es bereits seit Jahrzehnten in der Traklstadt - haben sich unter einem Dach organisiert und erarbeiten ein Programm für ein junges und erwachsenes Publikum (2014 kamen zu 274 Veranstaltungen über 15.000 Besucher): professionell, bunt und engagiert nach dem Motto "Literaturhaus Salzburg, wo das Leben zur Sprache kommt".
Das zweistöckige Gebäude beherbergt neben Veranstaltungsräumen, die auch vermietet werden, und Büros eine Bibliothek und ein kleines Café (abends bei Veranstaltungen geöffnet), benannt nach dem Dichter H.C. Artmann, Namenspatron auch für den Platz vor dem Haus.
Kontakt
Literaturhaus Salzburg
Verein Literaturhaus Strubergasse 23 A-5020Salzburg
Anfahrt
vom Zentrum Salzburg mit den Linien 7 und 8, Haltestelle „Strubergasse“ und der Linie 24, Haltestelle „Wallnergasse“, vom Bahnhof mit der Linie 2, Haltestelle „Gaswerkgasse“.
Literatur im Gespräch & Musik
Beteiligte: Thomas Mulitzer
„Noch halten wir inne, aber etwas dreht sich auch ohne unser Zutun weiter.“
Ein einziger Fehler bringt Julia aus ihrem Job als Krankenschwester in der Stadt zurück in ihr altes Leben im Innergebirg. Hatte sie sich zuerst von dort gelöst, muss sie feststellen, dass nichts besser geworden ist: Die Fabrik, in der der halbe Ort gearbeitet hat, existiert nicht mehr. Der frühpensionierte Vater ist in einem bedenklichen Zustand, die Mutter hat ihn und den kranken Bruder nach Jahren der Aufopferung zurückgelassen. Julia lernt Oskar kennen, der sich im Dorf von einem Herzinfarkt erholt und eine Art Grundeinkommen gewonnen hat. Er schmiedet Pläne – was darf sich Julia für ihre Zukunft denken?
Birgit Birnbachers neuer Roman erzählt davon, was Leben und Arbeit bedeuten, wie sich Herkunft in uns einschreibt – und wie sich ein anderes Leben denken lässt. Dafür findet die Autorin eine Sprache, die unumwunden mit berührender Großherzigkeit den Kern der Sache trifft.
Thomas Mulitzer, Autor und Frontmann der Mundartpunkband „Glue Crew“, präsentiert zur Lesung ein vielseitiges Programm aus neuen und bekannten Songs.
Birgit Birnbacher, geb. 1985, lebt als Schriftstellerin in Salzburg. Ihr Debütroman „Wir ohne Wal“ (Jung und Jung Verlag, 2016) wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto Stiftung ausgezeichnet, sie erhielt zahlreiche Förderpreise und 2019 den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2020 erschien der Roman „Ich an meiner Seite“, 2023 „Wovon wir leben“ (beide Zsolnay Verlag).
Bewertungen & Berichte Birgit Birnbacher:
Wovon wir leben
Lesung
Margret Kreidl, Jaroslav Rudis:
Lost & Found in Motion
Lesung & Gespräch
Seit 20 Jahren erarbeiten die österreichischen Häuser der Literatur gemeinsame Projekte unter dem Titel „mitSprache“. Anlässlich des Gastlandauftritts Österreichs bei der Leipziger Buchmesse 2023 wurden erstmals Tandems gebildet. Die Literaturhäuser in Salzburg und Wien vergaben im Sommer 2022 Schreibaufträge an die österreichische Autorin Margret Kreidl und den tschechischen Autor Jaroslav Rudiš. Unter dem Übertitel „LOST & FOUND IN MOTION“ entstand ein literarischer Grenzverkehr mit zwei völlig unterschiedlichen Geschichten. Vorgestellt werden die Text-Collage „Wir holen das Beste aus dir raus“ von Margret Kreidl und der Essay „Unterwegs mit Franz und Milena: Eine Zugreise von Prag nach Wien und zurück“ von Jaroslav Rudiš in zwei Veranstaltungen in Wien (am 22. 3., Moderation: Tomas Friedmann) und in Salzburg: am 23. März – moderiert vom Wiener Literaturhaus-Leiter Robert Huez. Außerdem wird die gemeinsame Zugfahrt von Wien nach Salzburg samt Interview mit den Schriftsteller*innen filmisch aufgenommen und später zu einem Video mit Ausschnitten aus den Veranstaltungen verbunden.
Margret Kreidl, geb. 1964 in Salzburg, lebt als Autorin von Theaterstücken, Hörspielen, Libretti, Lyrik und Prosa in Wien.
Jaroslav Rudiš, geb. 1972 in Turnov, schreibt auf Tschechisch und Deutsch Prosa, Hörspiele und für Theater, Film & Graphic Novels.
Anita Augustin, Margit Mössmer, Michael Stavaric, Daniel Zipfel
Fest mit Lesungen, Gesprächen, Musik & Buffet
Beteiligte: Trio Negro
Zu Frühlingsbeginn wird stets ein österreichischer Verlag ins Literaturhaus eingeladen, um sein Programm kulinarisch zu präsentieren. 2023 ist der Leykam Verlag zu Gast. Die beiden Programmleiterinnen Tanja Raich und Susann Brückner sprechen über den Verlag, danach stellen vier Autor*innen ihre neuen Bücher vor. Dazu Musik vom Trio Negro – Oscar Ovejero, Raúl Rolon und Francisco González – und Frühlingsbuffet!
Anita Augustin legt mit ihrem aktuellen Roman „Wie ähnlich ist uns der Zackenbarsch, dieses äußerst hässliche Tier“ (2023) ein Shakespearesches Drama voll schräger Figuren und böser Komik vor. Das Buch handelt von Menschen und Monstern, die auch Menschen sind – obwohl es leichter wäre, sie nicht als solche zu betrachten. Ein feministisch-sarkastisches Stakkato, furios von der ersten bis zur letzten Seite.
Margit Mössmer erzählt in ihrem Roman „Das Geheimnis meines Erfolgs“ (2023) die Geschichte einer schwierigen, großen Mutter-Kind-Liebe aus der Perspektive eines Kindes, das auf die Welt kommt und nicht mir ihr einverstanden ist. Bereits im Kindergarten kann Alex schreiben und lesen. Die Gleichaltrigen interessieren Alex nicht. Alex ist anders. Schließlich gelingt in einem geheimnisvollen Kraftakt das Unmögliche: Alex fügt sich ein. Aber zu welchem Preis?
Der österreichisch-tschechische Schriftsteller Michael Stavarič lädt – gemeinsam mit Michèle Ganser – wieder zum Staunen ein: „Faszination Qualle. Geheimnisvolle Schönheiten“ (2023) ist ein Buch über die unentdeckten Weiten des Ozeans und die Wunder der Wissenschaft, mit Suchbildern, Stereogramm und einem Quallisch-Kurs für Anfänger*innen. Was machen Quallen im Weltraum? Haben Quallen Superkräfte? Was sind eigentlich Medusen – und was hat eine Qualle bitte mit Unsterblichkeit zu tun?
Daniel Zipfel legt mit „Nichts als Papier“ (2023) einen historischen Roman über die Wiener Türkenbelagerung 1683 vor. Während der Kaiser mit seinem Hofstaat die Stadt verlässt, reist ein deutscher Rechtsgelehrter nach Wien, um seinen verschwundenen Bruder zu suchen. Als Spion verdächtigt, muss er gemeinsam mit dem zwielichtigen Geschichtenerzähler und Sänger Gustl aus der von den Osmanen belagerten Stadt fliehen. Auf der Suche nach menschlicher Güte gerät er zwischen die Fronten.
Anita Augustin, geb. 1970 in Klagenfurt, lebt als Dramaturgin und Autorin von Theaterstücken, Libretti, Hörspielen und Augmented-Reality-Games in Innsbruck und Berlin. Bisher zwei Romane: „Der Zwerg reinigt den Kittel“ (2012) und „Alles Amok“ (2014).
Margit Mössmer, geb. 1982 in Hollabrunn, lebt als Autorin und Kulturvermittlerin in Wien. Nach ihrem Romandebüt „Die Sprachlosigkeit der Fische“ (2015) erschien zuletzt 2019 der Roman „Palmenherzen“.
Michael Stavarič, geb. 1972 in Brno, lebt als preisgekrönter Autor von Kinderbüchern, Romanen, Theaterstücken und Gedichten sowie als Übersetzer und Dozent in Wien. 2021 erschien „Faszination Krake“.
Daniel Zipfel, geb. 1983 in Freiburg, lebt als Autor und Jurist in der Asylberatung in Wien. Zuletzt erschien sein Roman „Die Wahrheit der anderen“ (2020).
Bewertungen & Berichte Frühlingsfest mit dem Leykam Verlag
Lesung
Joseph Roth:
Vom Fortgehen und Zurückkommen
Lesung & milonga
Franz Tunda, Joseph Roths Hauptfigur in „Flucht ohne Ende“, gerät gegen Ende des Ersten Weltkriegs in der Ukraine in Gefangenschaft. Der Weg zurück ist voll von Abenteuern und überraschender Wendungen. Joseph Roth ist ein aufmerksamer Beobachter, der die Stimmung der letzten Jahre der Monarchie sowie jene der Nachkriegsjahre intensiv nachempfinden lässt. Es bahnt sich Veränderung an, man riecht es in der Luft. Grenzen verschwimmen, wo ist Heimat, wo fühlt man sich zuhause?
Umrahmt werden die ausgewählten Textstellen mit Liedern von Franz Schubert, Maurice Ravel und Roger Quilter sowie Tangos von Astor Piazzolla, Aníbal Troilo & Enrique Francini. Über die Sehnsucht, die uns forttreibt und auch wieder zurückführt.
Helmut Höllriegl, Gesang & Rezitation
Milos Avramovic, Akkordeon
DJ in der anschließenden Milonga: Helmut Höllriegl
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Vom Fortgehen und Zurückkommen
Lesung
Franz Paul Horn, Gerda Steingruber:
Reise-Apotheke
Lesungen & Musik
Beteiligte: Franziska Strohmayer
An diesem Abend will die Borromäus-Apotheke den Kunden keine Reiseapotheke anbieten, sondern als „Reise-Apotheke“ Literarisches über das Reisen selbst.
Franz Paul Horn radelt als junger Welterkunder 2015 von Wien nach Teheran. Just zur selben Zeit sind zwei junge Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan auf ihren unmenschlichen Wegen nach Europa. Die Unterhaltsamkeit der jungen Abenteuerlust des Europäers wird in diesem ungewöhnlichen Reisebericht aus drei Perspektiven („Über die Grenzen“, Kremayr & Scheriau, 2. Aufl. 2022) angesichts der puren Überlebensstrategien von Menschen aus anderen Ländern höchst relativiert.
Kontrastierend zu den Reisewegen von jungen Menschen erzählt die Dichterin und Malerin Gerda Steingruber-Schaffler in ihren „Tagebuchskizzen“ (Paracelsus, 2022) von Momenten auf ihren zahlreichen Rucksackreisen nach Asien und Afrika, die sie seit ihrer Zeit im Ruhestand unternimmt. Gedichte, die auf diesen Fahrten entstanden sind, runden die Reisebilder einer älteren Generation stimmungsvoll ab.
Franz Paul Horn, Gerda Steingruber:
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Reise-Apotheke
Lesung
Renate Welsh:
Einige meiner besten Freunde sind Menschen
Buchpräsentation & Lesung
Moderation: Ludwig Laher
Renate Welsh kennt man als Kinder- und Jugendbuchautorin. Weniger bekannt sind ihre Essays und Reden, von denen die edition tandem eine Auswahl als dritten Band ihrer Essayreihe herausbringt.
„Renate Welshs von einem tiefen Humanismus geprägte essayistische Texte und Reden verquicken grundsätzliche Erwägungen häufig mit dem selbst Erlebten. In ihrer unnachahmlichen, gewinnenden Art und mit dem ihr eigenen Augenzwinkern scheut die vielseitige Autorin sich nicht, gesellschaftlichen Entwicklungen auch im persönlichen Bereich auf den Grund zu gehen: Sie thematisiert Angst und Sprachlosigkeit, hinterfragt den schwammigen Begriff Toleranz, macht sich auf die Suche nach dem Menschenbild, sie öffnet der Phantasie Fenster und beschäftigt sich, aktuellsten kriegerischen Entwicklungen geschuldet, mit der bedenklichen Renaissance von Heldenmythen. Durch etliche der hier versammelten Arbeiten zieht sich als ein roter Faden das Zuhören: Wer anderen nicht zuhören kann, meint sie, kann auch sich selbst beim Denken und – schlimmer noch – beim Fühlen nicht zuhören.“ (Verlagstext)
Renate Welsh: geb. 1937 in Wien; zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, die z.T. Klassiker wurden wie „Das Vamperl“ (1979); 2019 erschien ihr autobiographischer Roman „Kieselsteine. Geschichten einer Kindheit“.
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Lesung
Die Revolution hat ein weibliches Gesicht
Lesung & Gespräch
„Wir zogen raus auf die Straßen und keiner von uns wusste wohin …“
Minsk im Sommer 2020. Eine junge Frau im ärmellosen weißen Hemd tanzt vor einer schwarzen Mauer aus Sondereinsatzkräften. Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger aller sozialer Schichten ziehen durch die Straßen mit weiß-rot-weißen Fahnen als Symbol der belarussischen Revolution; sie setzen der Brutalität des belarussischen Regimes Gewaltfreiheit, kreative Vielfalt und Selbstorganisation entgegen.
Die belarussische Revolution wurde zu einem großen Teil von Frauen getragen – viele von ihnen sind bis heute in Haft. Die Philosophin und Autorin Olga Shparaga nahm als Mitglied der feministischen Gruppe des Koordinierungsrates eine zentrale Rolle in der Protestbewegung ein. Ihr Buch reflektiert die belarussische Revolution unter verschiedenen Gesichtspunkten und stellt sie in den Kontext europäischer und globaler Emanzipationsbewegungen; es beschreibt neue Formen der Solidarität und die Entstehung eines weiblichen kollektiven Subjekts in Belarus.
Im zweiten Teil dieses Abends stellen wir die „Anthologie der Dichterinnen“ vor, die 2022 im Verlag Pflaŭmbaŭm erschien – ein von der Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch gegründeter Verlag, der sich der Literatur von Frauen widmet. Über 60 zeitgenössische belarussische Dichterinnen kommen darin zu Wort; herausgegeben wurde der Band von der international bekannten Lyrikerin Valzhyna Mort. Das Buch versteht sich als imaginärer Raum der Begegnung; damit setzt er der realen Situation vieler Schriftstellerinnen, die im Jahr 2020 ins Exil gezwungen wurden, eine Möglichkeit des Dialogs entgegen.
Einige der in der „Anthologie der Dichterinnen“ versammelten Gedichte wurden ins Deutsche übertragen und auf Initiative der S. Fischer Stiftung zu einem Auswahlband zusammengefasst. Im Gespräch mit Annemarie Türk wird Aylin Rieger (S. Fischer Stiftung) die Anthologie und ihre Bedeutung im Kontext der belarussischen Realität vorstellen; Studierende des Thomas Bernhard Instituts lesen Lyrik von Maria Badzei, Kryscina Banduryna, Sabina Brilo, Alena Kazlova, Nasta Mancewicz, Tania Skarynkina.
Olga Shparaga, geb. 1975, lehrt Philosophie am European College of Liberal Arts in Minsk. Als Mitglied des Koordinierungsrats, des politischen Organs der Opposition, wurde sie 2020 verhaftet und floh nach Vilnius. Derzeit ist sie Stipendiatin am IWM in Wien.
Veranstalter: Friedensbüro Salzburg, prolit, S. Fischer Stiftung, Universität Mozarteum (Thomas Bernhard Institut)
Eintritt frei
Termin
Mi, 29.3.2023, 19:00
Ort
Theater im KunstQuartier
Paris-Lodron-Straße 2a
A-5020 Salzburg
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Lesung
Yael Inokai: Ein simpler Eingriff
Eine neuartige Technik verspricht den Patient*innen im Roman „Ein simpler Eingriff“ (Hanser Verlag, 2022), ausgezeichnet mit dem Anne-Seghers-Preis, ein besseres Leben: Die Operation gibt Aussicht auf Heilung von psychischen Erkrankungen. Doch Meret, die als Krankenschwester bei den Eingriffen assistiert, kommen Zweifel. Sie emanzipiert sich von den Erwartungen ihres Umfelds und überschreitet mit ihrer Liebe zu einer Frau eine Grenze.
Yael Inokais Roman wird zum zeitlosen Kammerspiel, in dem die Autorin hochaktuelle Debatten über Identitätsfindung, Auflehnung gegen einzementierte Gesellschaftsstrukturen und nicht zuletzt das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe literarisch verhandelt. „Inokai erzählt zart und genau vom Magnetfeld der Anziehung, von unerwarteter Nähe und einer manchmal schmerzhaften Zuneigung zweier Menschen.“ (Martina Läubli, NZZ).
Yael Inokai, geb. 1989 in Basel, lebt als Schriftstellerin in Berlin. Nach dem Debütroman „Storchenbiss“ (2012) wurde sie für den zweiten Roman „Mahlstrom“ (2017, beide Rotpunktverlag) mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet. „Ein simpler Eingriff“ stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis.
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Lesung
Wird schon passen
Lesen & Experimentieren mit Worten
Puneh Ansari, geboren 1983 in Wien, studierte Theaterwissenschaft und ist u.a. als Autorin und Künstlerin tätig. 2017 erschien ihr Debüt „Hoffnun‘“ im Berliner mikrotext Verlag. Seit Jänner 2023 liegt ihr zweites Buch „Hallo Everybody“ vor, ebenfalls im mikrotext Verlag: Mitschriften eines lebens- und wesensfreundlichen Denkens, das sich von nichts korrumpieren lässt – oft komisch, immer klug und zugewandt, trotz der Kaputtheit der Welt.
Una Steiner ist bildende und darstellende Künstlerin, Filmemacherin, Fotografin, Schreibcoach sowie Autorin aus Wien. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit Raum- und Machtverhältnissen, mit der Infragestellung, Veränderung und (Durch-)Brechung von Traditionen und (Geschlechter-)Rollen auseinander. Publikationen in Literaturzeitschriften, z.B. in mischen/neutro 7/2021, SchreibRÄUME 2/2021, erostepost 63/2022.
4 Frauen, 1 Abend, ein Grund zu feiern! Ein Hochzeitsgeschenk? Nein, ein Scheidungsgeschenk! Clara, Isabell, Julie und Emily sind seit zwanzig Jahren beste Freundinnen. Um Emilys Scheidung von ihrem Mann zu feiern, verbringen die vier ein Wochenende zusammen auf dem Land. Ohne Fleisch, ohne Zigaretten, ohne Männer – so haben es die vier demokratisch abgestimmt. Was gibt es zu verbergen? Was lässt sich nicht verbergen? Verwicklung und Komik, die alles trägt – eine Momentaufnahme. „Ein Fest für Emily“ ist eine temporeiche Komödie über Freundschaft, Liebe und das Älterwerden. Dieses neue Stück von Peter Buchholz wird von diesem Ensemble zunächst in Oberndorf am 2. März uraufgeführt.
CLARA: Christine Lukesch
ISABELL: Waltraud Gregor
JULIE: Ulla Pizzato
EMILY: Anja Aufleger
FABIO: Marian Mitelutz
Inszenierung & Regie: Waltraud Gregor
Technik: Werner Putz
Peter Buchholz arbeitete einige Jahre in Großbritannien und hospitierte unter anderem bei Alan Ayckbourn am Stephen Joseph Theatre in Scarborough. Parallel zu seiner Tätigkeit als Schauspieler schrieb er Drehbücher und Hörspiele. Seine große Leidenschaft gehört jedoch dem Theater. 2013 wurde sein Stück „Konkursmasse“ erfolgreich am Berliner Schlossparktheater uraufgeführt.
Veranstalter: ARGE "Ein Fest für Emily", Waltraud Gregor
„Helena Adler schreibt Prosa, die sich durchs Fleisch bohrt, um für immer in den Knochen zu bleiben. Das ist wild-wuchernde Sprachkunst, die einzigartig ist in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, schrieb Literaturkritikerin Katja Gasser über „Fretten“ (Verlag Jung und Jung, 2022). Die österreichische Autorin Helena Adler stellt in Lesung und Gespräch mit Salzburgs Literaturhaus-Leiter Tomas Friedmann ihren neuen Roman vor.
Dem Elternhaus ist sie mit knapper Not entkommen, da bemerkt die jüngste Tochter des Pleitebauern: Der Provinz entkommt man nicht. Also schließt sie sich einer Bande von Vandalen und Störenfrieden an, die die Provinz in die nahe Stadt tragen, den Schlachthof plündern und in Tierkadavern Drogen schmuggeln. Sie tanzen und wüten, spielen mit ihren Leben, weil sie es gewohnt sind zu verlieren. Die Party ist erst aus, wenn die nächste beginnt, das Motto lautet „Überleben“. Bis plötzlich nicht nur die eigene Existenz auf dem Spiel steht: Sie gebiert einen Sohn, den sie liebt wie einen Erlöser, und wird in dieser Liebe zu einem Scheusal im Kampf gegen die Sterblichkeit.
Fretten ist ein Bastard, ein Bankert, gezeugt im Rausch der Verewigungssucht, geboren in Trümmern aus der Lust am Tabubruch. Es nennt beim Namen, was einen Namen hat, nicht zwischen den Zeilen, sondern schwarz auf schwarz, mit Sprachgewalt und einem Galgenhumor, dass einem die Luft wegbleibt.
Veranstalter: Rauriser Literaturtage, Verein Literaturhaus
„Weggehen für Anfänger“, der neue zweisprachige Gedichtband von Cvetka Lipuš, ist auch den Fortgeschrittenen zu empfehlen, gibt der Band doch als eine Art Handbuch anschauliche Anleitungen, wie wir Abschieden und Abschiednahmen begegnen können: dem schmerzlichen Loslösen, dem entschlossenen Hintersichlassen, dem endgültigen Verlust oder der entschiedenen Abkehr in Protest oder Resignation.
In einem dichten Geflecht heterogener Beobachtungen erkundet Cvetka Lipuš den urbanen Alltag des modernen westlichen Menschen, sie zoomt in die vielfachen Realitäten unserer Gegenwart, die in überraschenden Perspektiven, ironischen Zuspitzungen und melancholisch-resignativen Stimmungsbildern eingefangen werden.
Cvetka Lipuš, geb. 1966 in Eisenkappel. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Slawistik in Klagenfurt. Sie schreibt in slowenischer Sprache und veröffentlichte bisher acht Gedichtbände. „Weggehen für Anfänger“ ist in der deutschen Übersetzung von Klaus Detlef Olof und einem Vorwort von Drago Jančar im Otto Müller Verlag erschienen.
Bewertungen & Berichte Cvetka Lipuš:
Weggehen für Anfänger
Lesung
Gerald Ganglbauer:
Kopfbahnhof
Lesung & Gespräch zum Welt-Parkinson-Tag
Zum Welt-Parkinson-Tag 2023 am 11. April spricht Profil-Redakteur Wolfgang Paterno mit dem österreichisch-australischen Autor und Parkinson-Botschafter Gerald Ganglbauer über sein Leben und seine Krankheit sowie über „Kopfbahnhof“ (2020) – „mein allerletztes Buch“, so Ganglbauer. Darin wird erfrischend hemdsärmelig vom Leben mit Parkinson erzählt: „Schon das An- und Ausziehen nervt mich, vor allem kämpfe ich mit den Socken, was vielleicht der wahre Grund zu sein scheint, dass ich fast jedes Handwerk nackt erledige, wie beispielsweise Reparaturen am Dach der Gartenhütte trotz meiner Trittunsicherheit.“
2006 wurde bei Gerald Ganglbauer „Young-onset-Parkinson“ diagnostiziert, eine frühe Form der Erkrankung bei Menschen unter 50 Jahren. Seitdem führt der Schriftsteller und Verleger einen Kampf gegen die heimtückische Krankheit – und engagiert sich. So baute er die österreichische Parkinson-Beratung auf, gründete Selbsthilfegruppen sowie parkinson.org, ein Projekt mit Musikern und Betroffenen. Das erste Album wurde 2019 beim World Parkinson Congress im japanischen Kyoto präsentiert. „Schreiben geht kaum mehr“, sagt Ganglbauer, „also musste ich Rockstar werden.“
Gerald Ganglbauer, geb. 1958 in Graz, lebte ab 1989 in Australien und seit 2013 wieder in seiner Geburtsstadt. Veröffentlichte Bücher und Songs in deutscher und englischer Sprache, zuletzt „Parkinson Blues“ und „Aus Liebe zur Musik“ (beide 2021). 2014 erschien das Buch „Ich bin eine Reise. Eine autobiografische Montage über Leben, Liebe, Leidenschaft – und Parkinson“.
Petra Nagenkögel:
Weiter atmen - Gegenwartsliteratur aus Ungarn
Literaturfrühstück
Mit „Weiter atmen“, dem Titel eines Erzählbandes der ungarischen Autorin Zsófia Bán, ließe sich eine Vielzahl von Werken der ungarischen Gegenwartsliteratur überschreiben: Es geht um viel und um beinahe alles, es geht um Leben, Weiterleben, Überleben.
Es sind weite Gedächtnisräume, die sich in Texten von u.a. Imre Kertesz, Péter Nádas, PéterEsterhazy, György Konrád, László Darvasi, György Dragoman, Attila Bartis, István Kemény, László Krasnahorkai, Andrea Tompa und Zsófia Bán eröffnen. Sie folgen den historischen Linien eines multiethnischen Landes, sie folgen den Epochenbrüchen und deren Einschreibungen ins private Leben der literarischen Figuren. Sie erkunden die Spannung zwischen Erinnern und Vergessen und entwerfen individuelle wie kollektive Panoramen des 20. Jahrhunderts. Und sie erzählen von der postsozialistischen Umformung der Gesellschaft, von Aufbruchshoffnungen und von zunehmender Desillusionierung.
Der Vielschichtigkeit und Komplexität des Erzählten entspricht eine Vielfalt von Erzählweisen, ein polyphones Ineinander von Formen, Bildwelten und Perspektiven.
Anhand ausgewählter Texte wird Petra Nagenkögel einige der Themen und Schreibweisen vorstellen, die die ungarische Literatur der vergangenen Jahrzehnte prägen.
Der österreichische Bestsellerautor Daniel Glattauer lässt in seinem neuen Roman „Die spürst du nicht“ (Zsolnay Verlag, 2023) Menschen zu Wort kommen, die keine Stimme haben – ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft. Moderation: Tomas Friedmann.
Die Binders und die Strobl-Marineks gönnen sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana. Die 14-jährige Tochter Sophie Luise durfte gegen die Langeweile ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe.
Was ist ein Menschenleben wert? Und jedes gleich viel? Daniel Glattauer packt große Fragen in seinen neuen Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann und in dem er all sein Können ausspielt: spannende Szenen, starke Dialoge, Sprachwitz. Dabei zeichnet Glattauer ein Sittenbild unserer Gesellschaft, entlarvt deren Doppelmoral und leiht jenen seine Stimme, die viel zu selten zu Wort kommen.
Daniel Glattauer, geb. 1960 in Wien, wo er als Autor von Prosa und Theaterstücken lebt. Seine Romane „Gut gegen Nordwind“ (2006, verfilmt 2019) und „Alle sieben Wellen“ (2009) sind internationale Bestseller, sein Werk ist in über 35 Sprachen übersetzt.
Freitag, 14. April, 19 Uhr Cinegramm I
führt in einer Doppeldeckerbusfahrt kurz durchs graue Wien der 80er Jahre, bringt in Doppelconference Mayröcker/Hell das Thema Geburt/Vorgeburt, dann eine Werkstattlesung zu Wort und Bild, widmet sich mittellang den Schlitzpupillen der Tauernscheckenziegen samt philosophischen Zumutungen und jagt schließlich den Protagonisten durch die Attraktionsgebiete von Eisenerz und Salzburg
Samstag, 15. April, 15.30 Uhr Cinegramm II
führt in ruhigen Bildern zu den Autobahnschneisen ins Gebirge (samt bildsynchronem Text), blendet dann 30 Jahre zurück ins zettelreiche Elendsquartier von Friederike Mayröcker und lässt sich bildlich auf Textpassagen aus dem Buch „Mein Herz mein Zimmer mein Name“ (1988) ein (Bodo Hell hat dazu ein Filmchen im Film beigesteuert)
Manfred Mittermayer führt mit Bodo Hell und Filmemacher Othmar Schmiderer ein Gespräch.
Bodo Hell, geb. 1943 in Salzburg, lebt in Wien und am Dachstein, wo er eine Almwirtschaft betreut. Zuletzt erschien im Literaturverlag Droschl „begabte Bäume“ (2023). Zu seinem runden Geburtstag zeigt er zwei Filmserien.
Eintritt: Das Kino-Preise; Reservierung unter 0662 87310015
„Alles gut? Nur eine Quiche war gut. Knusprig, cremig, warm und kalorienreich. Der Geschmack von Schinken, Zwiebel, Porree und Ei. Eine Quiche, die zuerst noch gebacken werden musste.“
Der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen. Voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend, schlau, witzig, heiter, gespickt mit sarkastischen Spitzen der Beteiligten. In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den ‚Foodporn‘-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken.
In ihrem neuen Roman erstellt Teresa Präauer eine Art Versuchsanordnung in Küche und Esszimmer. In Szenen des Miteinanderessens, Kochens und Wohnens lässt Präauer ihre Figuren auftreten, ausgestattet mit habituellen Klischees – Salat in Tupperware, kurze Cargohosen und Crémant inklusive.
Lesung und Gespräch mit Teresa Präauer finden in der Veranstaltungsreihe „Physiologie“ am Programmbereich „Figurationen des Übergangs“ statt.
Teresa Präauer, geb. 1979, studierte Germanistik und bildende Kunst in Salzburg, lebt in Wien. Nach ihrem Debüt „Für den Herrscher aus Übersee“ erschienen u.a. der Roman „Oh Schimmi“ (2016) sowie der Großessay „Tier werden“ (2018), das Geschichtenbuch „Das Glück ist eine Bohne“ (2021) und der Erzählband „Mädchen“ (2022), alle Wallstein Verlag).
Eintritt € 10/8/6
Veranstalter: Interuniversitäre Einrichtung Wissenschaft und Kunst, Literaturforum Leselampe
Teresa Präauer:
Kochen im falschen Jahrhundert bewerten:
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Bewertungen & Berichte Teresa Präauer:
Kochen im falschen Jahrhundert
Film
Friedrich Dürrenmatt:
Der Richter und sein Henker
Filmclub: Die Beschreibung der Unordnung
„Du wirst den heutigen Tag nicht mehr überleben. Der Henker, den ich ausersehen habe, wird heute zu dir kommen. Er wird dich töten, denn das muss nun eben einmal in Gottes Namen getan werden.“
Der schwer kranke Kriminalkommissar Hans Bärlach (Martin Ritt) hat in Dürrenmatts Roman (1950/51) mit seinem Jugendfreund Gastmann (Robert Shaw) eine Rechnung offen – dieser hat einst mit ihm gewettet, dass er in seiner Gegenwart ein Verbrechen begehen könne, ohne dass der Polizist imstande wäre, es ihm zu beweisen.
Die Art und Weise, wie Bärlach seinen Gegenspieler der Bestrafung zuzuführen trachtet, wird zur Auseinandersetzung mit dem klassischen Schema des Kriminalromans: der vermeintlichen Abgrenzung zwischen Gut und Böse, aber auch der moralischen Integrität des Polizisten.
Maximilian Schell, der Regisseur des international besetzten Streifens, schrieb auch das Drehbuch – gemeinsam mit Dürrenmatt, dessen Kriminalgeschichten mehrfach für Film, Theater und Hörspiel adaptiert wurden.
BRD/IT 1975; Regie: Maximilian Schell; Drehbuch: Friedrich Dürrenmatt, Maximilian Schell; Musik: Ennio Morricone; Kamera: Roberto Gerardi; mit: John Voight, Jacqueline Bisset, Martin Ritt, Robert Shaw, Helmut Qualtinger, Friedrich Dürrenmatt, Donald Sutherland; 92 Min.; engl. OmU
Eintritt Kartenpreise DAS KINO, Mitglieder Leselampe und DAS KINO frei
Ein neuer Band mit beziehungsstarken und psychologisch geprägten Geschichten! Schon der Titel lässt Gegensätze und Widersprüchliches vermuten.
Margarita Fuchs erzählt von dem, was Menschen verbindet und trennt, von Lebensentwürfen und Sehnsüchten, von aktuellen Ereignissen und dystopischen Räumen: Hölle oder Keller; schlimme gute Kindheit; Wahrheit oder Wahn; Studentischer Alltag mit seinen Mythen; Aus-dem-Nest-Fallen und doch Geborgenheit-Spielen; in existenziellen Augenblicken kontroverse Welten erleben; Elternfiguren drängen in widersprüchlichsten Facetten in die Erinnerung …
Die Autorin verknüpft gekonnt Gesellschaftskritik mit Humor und Erzähllust mit Empathie.
Ein Buch, das berührt, nachdenklich macht und zugleich hoffnungsvoll.
Einführung: Anton Thuswaldner
Musik: Julia Maria Klaushofer am Violoncello
Margarita Fuchs, geb. 1951 in Riedau/OÖ, lebt in Salzburg, schreibt Gedichte, Romane und Kurzgeschichten, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde. „Süßer als Salz“ ist ihr nunmehr dritter Erzählband, nach „Baiana“ (2013) und „Der Mars ist wüst“ (2020), alle erschienen in der Edition Tandem.
Lesung & Gespräch (belarussisch/dt.)
Moderation und Übersetzung: Viktoryia Yermalitskaya
Ryna, die Protagonistin in Eva Viežnavecs Roman, ist auf dem Weg von Deutschland in das Dorf ihrer Herkunft in Belarus. Ihre Großmutter ist dort gestorben, über 100 Jahre alt. Ryna hat ihre ersten Lebensjahre bei ihr verbracht, hat ihren Geschichten zugehört, in denen nichts verschwiegen wurde, hat zugesehen, wie Kinder und Erwachsene von Verwünschungen befreit und wie ihre Wunden weggezaubert wurden.
Das Gedenken an die Großmutter wird zu einem geheimen Zwiegespräch, in dem das gesamte traumatische 20. Jahrhundert vorbeizieht. Und nicht zuletzt wird es zur Hommage an eine ganze Generation von Frauen, deren Überzeugung war, dass das Leben weitergehen wird, selbst auf verbrannter Erde.
Eva Viežnavec, geb. 1972 in der Nähe von Minsk, Belarus, ist Journalistin und Autorin. „Was suchst du, Wolf?“ ist ihr erstes Buch, das auf Deutsch erscheint. Es ist in der Übersetzung von Tina Wünschmann im Zsolnay Verlag erschienen.
Anna Herzig, Robert Prosser:
12 Grad unter Null / Verschwinden in Lawinen
Lesungen & Live-Musik
Die österreichischen Autor*innen Anna Herzig und Robert Prosser stellen ihre neuen Romane vor, in denen sich Menschen persönlichen wie gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Die Lesungen werden je von einem Musiker begleitet: Wolfgang Herzig auf der Gitarre und Lan Sticker auf dem Schlagzeug.
Anna Herzig erzählt in „12 Grad unter Null“ (Haymon Verlag, 2023) die Geschichte einer Frau in der Männer-Welt. Greta ist im sechsten Monat schwanger. Da flattert ein Brief vom Anwalt ins Haus. Sie soll ihrem künftigen Ehemann binnen 14 Tagen Geld für die Kinderwunschbehandlung des gemeinsamen Babys zurückzahlen – sonst klagt sie der Verlobte, der sich nicht trennen will. Wer steht ihr bei?
Robert Prosser siedelt seinen Roman „Verschwinden in Lawinen“ (Jung und Jung, 2023) in einem Tiroler Bergdorf am Ende der Wintersaison an. Zwei Einheimische sind von einer Lawine verschüttet worden. Während die junge Frau um ihr Leben kämpft, fehlt von ihrem Freund jede Spur. Xaver beteiligt sich an der Suche: zuerst als einer von vielen Freiwilligen, dann auf eigene Faust. Dabei wird er nicht nur mit seiner eigenen Familiengeschichte konfrontiert, sondern auch mit der Chance, sich zu beweisen und sein Glück zu finden.
Anna Herzig, geb. 1987 in Wien, lebt als Autorin in NÖ. 2022 erschien „Die dritte Hälfte eines Lebens“.
Robert Prosser, geb. 1983 in Alpbach/Tirol, lebt als Autor und Performance-Künstler in Wien. 2020 erschien das Journal „Beirut im Sommer“.
Gespräche über Literatur
Beteiligte: Anton Thuswaldner, Christa Gürtler, Klaus Seufer-Wasserthal, Thomas Assinger
Marlene Streeruwitz’ neues Buch „Tage im Mai“ (S. Fischer) ist ein „Roman dialogué“: Die Corona-Lockdowns haben das Leben von Konstanze und Veronica geprägt, die Mutter-Tochter-Beziehung scheint zerbrochen. Ein virtuoser Roman, der im Dialog zwischen den Figuren und mit wechselnden Perspektiven zeigt, wie Krieg und Verschwörung wieder alltäglich werden.
Im Roman „Die Würde der Empörten“ (Limbus Verlag) von Lukas Meschik ist ein junger Ich-Erzähler mit Radikalisierung, immer offenerer Gewaltbereitschaft und Einschränkungen durch den Staat konfrontiert. Meschiks neues Buch kommt „an die zentralen Bruchstellen unserer Gesellschaft heran“ (Evelyne Polt-Heinzl, Die Presse).
„Glory“ (Suhrkamp, Ü: Jan Schönherr) entwirft ein Land, das ein verwandeltes Abbild der Gegenwart zeigt: In Jidada, bevölkert von vermenschlichten Tieren, brachte die Befreiung des afrikanischen Kontinents durch das stärkste Tier eine neue unerbittliche Herrschaft. Die Autorin, aus Bulawayo, Simbabwe in die USA geflohen, erzählt vom Kampf gegen die Repression.
„Aufgeblättert“ werden die Neuerscheinungen von Christa Gürtler (Literaturwissenschafterin), Klaus Seufer-Wasserthal (Buchhändler, Rupertus Buchhandlung), Anton Thuswaldner (Literaturkritiker) und als Gast Thomas Assinger (Literaturwissenschafter).
Paul Celan, Frieder Schuller:
Im Süden meiner Seele
Film & Gespräch
Vor 75 Jahren erschien Paul Celans „Todesfuge“ zum ersten Mal in deutscher Sprache. Ein Jahr zuvor, 1947, wurde sie in rumänischer Übersetzung („Tangoul morții“) in einer Bukarester Zeitschrift abgedruckt.
Es sind die Bukarester Jahre Paul Celans, die Frieder Schuller interessieren. Der in Czernowitz geborene Celan arbeitete vom 1945 bis 1947 in Bukarest als Lektor. Frieder Schullers Spielfilm setzt die Beziehung Celans zu Rumänien, seine Aufenthalte am Schwarzen Meer, seine Liebesbeziehungen und seine Flucht über Ungarn nach Wien in Szene. Freund:innen Paul Celans (wie Rose Ausländer, Nina Cassian, Petre Solomon) kommen dabei ebenso zu Wort wie die frühe Lyrik Paul Celans, deren Entstehungspro-zesse der Film nachzeichnet.
Dieser Film, 1988 produziert, ist selbst ein historisches Dokument. Mit Michael Goldberg und Gudrun Landgrebe in den Hauptrollen vermittelt sich in ihm auch ein Stück Filmgeschichte. Von den schwierigen Produktionsbedingungen im sozialistischen Rumänien wird Frieder Schuller nach der Filmvorführung ebenso erzählen wie von seinen Gesprächen mit Wegbegleiter:innen des jungen Paul Celan.
Frieder Schuller, Lyriker, Dramatiker, Filmemacher, 1942 in Siebenbürgen geboren, emigrierte Ende der 70er Jahre in die BRD; zuletzt erschien: „mein vaterland ging auf den roten strich“.
Paul Celan, Frieder Schuller:
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Im Süden meiner Seele
Theater
WeGe theater:
gelesen/vergessen
Improvisationstheater
Mit „gelesen/vergessen“ zeigt WeGe theater seine neueste Arbeit für das Literaturhaus: Improtheater auf der Basis unterschiedlicher Leseerfahrungen. Gleich bleibt die Dauer von 55 Minuten und dass alles aus dem Moment entsteht.
„Vielleicht liest man immer in der Nacht … Die Lektüre geht aus der Dunkelheit der Nacht hervor. Selbst wenn man bei hellem Tageslicht liest, draußen, wird es um das Buch Nacht.“ (Marguerite Duras)
Peter: „Ob mehr die Idee oder eine Figur oder doch die Leser:innen zu sehen sein werden?“
Stefan: „Meistens würde ich lieber die Geschichten zu den Büchern selber erfinden, als sie zu lesen.“
Alexandra: „Des Vagessene legt si aus Staub auf die Biacha im Regal.“
Wolfgang: „Mei Buach is ned deppert.“
Huberta: „Mit der Stimme der Figur und gegen die Macht der Autorin, die ihr alles vorschreibt, spielen …“
Gernot: „Die letzte Seite ist tabu!“
Marlene: „Gelesenes ist mir eng, windig, säuselnd, weit, beatmend, drückend, kopfgewittrig, matschig, müde, ausladend …“
Beteiligte: Bertl Mütter, Gilda Sahebi, Irina Scherbakowa, Markus Köhle, Mieze Medusa, Oliver Ressler, Renata Schmidtkunz, Robert Obermair
Wort & Musik
In Erinnerung an die Salzburger Bücherverbrennung der Nationalsozialisten vom 30. April 1938 auf dem Residenzplatz findet alljährlich eine besondere Veranstaltung statt – organisiert von der Initiative Freies Wort in Kooperation mit dem Salzburg Museum und vielen Partnerinstitutionen. Nach Themen wie Zivilcourage, Haltung und Wahrheit geht es 2023 um Widerstand einst und jetzt.
Die Matinee wird um 11 Uhr eröffnet mit dem Auftritt der Autor*innen, Herausgeber*innen und Spoken-Word-Performer*innen Mieze Medusa und Markus Köhle, die Texte zum Thema vortragen. Dazu ist Musik des Posaunisten, Klangkünstlers und Komponisten Bertl Mütter zu hören. Anschließend diskutiert die Journalistin, Theologin, Filmemacherin und Ö1-Moderatorin Renata Schmidtkunz mit einer hochkarätig-engagierten Runde über „Kunst, Kultur, Widerstand“:
Irina Scherbakowa ist russische Kulturwissenschafterin, deutschsprachige Germanistin, Historikerin, Journalistin, Publizistin, Übersetzerin und Gründungsmitglied der inzwischen verbotenen Menschenrechtsorganisation MEMORIAL, die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat sie das Land verlassen. 2022 erhielt sie den Marion Dönhoff Preis, die Laudatio hielt der deutsche Bundeskanzler. Sie hat zahlreiche Bücher veröffentlicht.
Gilda Sahebi ist deutsch-iranische Journalistin, Autorin, Ärztin und Politikwissenschafterin. Geboren im Iran, lebt sie in Berlin, hat sich als Expertin für den Nahen Osten einen Namen gemacht und beschäftigt sich besonders mit Menschenrechten, Feminismus, Antisemitismus und Wissenschaft. 2022 wurde sie zur besten deutschen Politik-Journalistin gekürt. Gerade ist ihr neues Buch „Unser Schwert ist die Liebe. Die feministische Revolte im Iran“ (S. Fischer Verlag, 2023) erschienen.
Oliver Ressler ist österreichischer Künstler, Filmemacher und Kurator. Er lebt in Wien und setzt sich in Ausstellungsprojekten, Installationen und Videos mit Themen wie Kapitalismus, Rassismus, Widerstand und Klimakrise auseinander. 2022 gewann er den 1. Medienkunstpreis des Zentrums für Kunst und Medien in Karlsruhe, 2016 den Schweizer Kunstpreis Prix Thun für Kunst und Ethik, ab 2019 Arbeit an einem Forschungsprojekt über die Klimagerechtigkeitsbewegung.
Nach dem Gespräch wird um ca. 12.30 Uhr beim Mahnmal auf dem Residenzplatz der Historiker Robert Obermair eine Rede über „Salzburg und Widerstand“ halten. Und – wie immer – erklingt am Ende das extra für diese Veranstaltung programmierte Glockenspiel vom Salzburger Glockenspielturm mit dem Lied „Dona Dona“ von Sholom Secunda (Text: Aaron Zeitlin), das in den 1960er Jahren durch Joan Baez und Donovan populär wurde. Bertl Mütter wird die Melodie musikalisch aufgreifen.
Eintritt frei; Anmeldung unter 0662 620808-704
Veranstalter: Initiative Freies Wort, Salzburg Museum, Verein Literaturhaus u.v.a
Neben Live-Lesen gibt es nun auch das neue Format:
Literatur für den Fall
Alle Veranstaltungen bis Sommer mussten abgesagt werden – dafür wurden digitale Formate erarbeitet. Neben täglichen Facebook-Lesungen gibt es nun auch den Literatur-Blog von prolit und Literaturforum Leselampe.
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Literaturhaus Salzburg
Verein Literaturhaus
Ein Ort für das Wort
Seit Herbst 1991 ist im 400 Jahre alten, denkmalgeschützten Eizenbergerhof am Rand der Salzburger Altstadt, die Literatur zu Hause ... Anfangs ein Geheimtipp hat sich das Literaturhaus seinen Platz in der Welt der Sprachen und Bücher, der Autorinnen und Autoren erobert.
Rund 300.000 Besucherinnen und Besucher haben allein in den ersten 24 Jahren ca. fünftausend Veranstaltungen mit tausenden Schriftstellern und Künstlern besucht ...
Ein Trägerverein und fünf autonome Literaturvereine und Autorengruppen - manche von ihnen gibt es bereits seit Jahrzehnten in der Traklstadt - haben sich unter einem Dach organisiert und erarbeiten ein Programm für ein junges und erwachsenes Publikum (2014 kamen zu 274 Veranstaltungen über 15.000 Besucher): professionell, bunt und engagiert nach dem Motto "Literaturhaus Salzburg, wo das Leben zur Sprache kommt".
Das zweistöckige Gebäude beherbergt neben Veranstaltungsräumen, die auch vermietet werden, und Büros eine Bibliothek und ein kleines Café (abends bei Veranstaltungen geöffnet), benannt nach dem Dichter H.C. Artmann, Namenspatron auch für den Platz vor dem Haus. Anfahrt
vom Zentrum Salzburg mit den Linien 7 und 8, Haltestelle „Strubergasse“ und der Linie 24, Haltestelle „Wallnergasse“, vom Bahnhof mit der Linie 2, Haltestelle „Gaswerkgasse“.