31.10. bis 3.11.2024
Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
60 Jahre Jazzfest Berlin: Still Digging
Das Jazzfest Berlin, 1964 in Westberlin als eines der ersten Jazzfestivals Europas gegründet, wird 60 Jahre alt. Anlass genug, sich einerseits in einem internationalen Jazzfest Research Lab mit der reichhaltigen Geschichte dieses sagenumwobenen Festivals auseinanderzusetzen und andererseits mit dem Jazzfest Community Lab Moabit Ausblicke für eine vielversprechende Zukunft zu formulieren.
„Wir versprechen uns von beiden Labs, für die wir uns mit zahlreichen neuen Partner*innen zusammengeschlossen haben, neue Erkenntnisse über das zeitgemäße und richtungsweisende Festivalmachen. Beide Geburtstags-Specials hinterfragen Selbstverständlichkeiten, verlassen Komfortzonen und flankieren als Impulsgeber das vielfältige Konzertprogramm des Jazzfest Berlin 2024.“
Nadin Deventer, Künstlerische Leiterin Jazzfest Berlin
Kontakt
JazzFest Berlin
Berliner Festspiele Schaperstraße 24 D-10719Berlin
PAS Berlin, SOS-Kinderdorf Berlin: Familienzentrum / Mehrgenerationenhaus
Die Kunst der Improvisation können Kinder und Jugendliche in den fünftägigen ImproLabs erleben und erproben, die am Montag starten. Das SOS-Kinderdorf Berlin lädt zu einem Lunch-Konzert mit Kontrabassist Joel Grip und Multi-Instrumentalist Simon Sieger ein. Den Kick-Off der Festivalwoche feiert das Jazzfest Community Lab Moabit mit den beteiligten Initiativen und Partner*innen aus Moabit und Musiker*innen des Jazzfest Berlin am Abend im PAS Berlin – alle sind herzlich willkommen!
Jazzfest ImproLabs
Einige Workshops des Jazzfest ImproLabs sind geschlossene Veranstaltungen. Für die öffentlichen Workshops ist eine Anmeldung erforderlich.
10:00 – 16:00 OTTO-Spielplatz
Workshop „Körperkunst – Kunst des Körpers: Ein Theaterpädagogisches Kunstprojekt voller Bewegung“ für Kinder von 6 bis 10 Jahren
Öffentlicher Workshop in deutscher Sprache
Anmeldung unter: bernd.brunner@moabiter-ratschlag.de, Tel: +49 30 398 37 30
Leitung: Franczesca Gutsch, Tabea Lübke
10:00 – 16:00 Jazz Institut Berlin
Workshop zu Martin Luther King Jr. mit Kindern des Hortes Mullewapp e. V. der Miriam-Makeba-Grundschule
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Vincent Bababoutilabo, Rahel Hutter
In Zusammenarbeit mit den Jazzpilot*innen der Deutschen Jazzunion & Zentrum für Jazz und Improvisierte Musik
10:00 – 16:00 Kurt-Tucholsky-Grundschule
Workshop mit Kindern der Kurt-Tucholsky-Grundschule
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Cenk Arpa, Yvonne Leppin
10:00 – 16:00 SOS-Kinderdorf Berlin
Workshop „How to celebrate?!“ mit Auszubildenden des SOS-Kinderdorf Berlin
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Niklas Brubach, Jakob Fraisse
10:00 – 16:00 Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule
Workshop mit Kindern des Hortes vom SOS-Kinderdorf Berlin
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Nelly Thea Köster, Camilo Milton
Bewertungen & Berichte Jazzfest Community Lab Moabit I
Werkstatt/Workshop
Jazzfest Community Lab Moabit II
Filmrauschpalast in der Kulturfabrik Moabit, KUKUMU Café, SOS-Kinderdorf Berlin: Familienzentrum / Mehrgenerationenhaus
Am Dienstag lädt das SOS-Kinderdorf Berlin zu einem weiteren Lunch-Konzert mit Kontrabassist Joel Grip und Multi-Instrumentalist Simon Sieger ein. Das KUKUMU Café öffnet am Abend seine Türen für ein Jazzfest-Trio und im Anschluss findet im Filmrauschpalast Moabit ein Filmscreening über den nigerianischen Musiker und Aktivisten Fela Kuti statt, der 1978 ein legendäres Konzert auf dem Jazzfest Berlin gegeben hat.
Jazzfest ImproLabs
Einige Workshops des Jazzfest ImproLabs sind geschlossene Veranstaltungen. Für die öffentlichen Workshops ist eine Anmeldung erforderlich.
10:00 – 14:00 Musikschule Berlin-Mitte Fanny Hensel
Vokalhelden e. V.: Workshop „Singen & Improvisieren“ für Kinder von 8 bis 12 Jahren
Öffentlicher Workshop in deutscher und englischer Sprache
Anmeldung unter: https://www.vokalhelden.de/ImproLab2024
Leitung: Judith Kamphues, Annika Schwerdt, Sarah Rossy
10:00 – 14:00 Musikschule Berlin-Mitte Fanny Hensel
Workshop „Recording und Producing – wir erfinden Musik und nehmen sie im Tonstudio auf!“ für Jugendliche von 11 bis 14 Jahren
Öffentlicher Workshop in deutscher und englischer Sprache
Anmeldung unter: frank.schneider@ba-mitte.berlin.de, Tel: +49 30 398 37 30
Leitung: Chiquita Magic, Florian Körber
10:00 – 16:00 OTTO-Spielplatz
Workshop „Körperkunst – Kunst des Körpers: Ein Theaterpädagogisches Kunstprojekt voller Bewegung“ für Kinder von 6 bis 10 Jahren
Öffentlicher Workshop in deutscher Sprache
Anmeldung unter: bernd.brunner@moabiter-ratschlag.de, Tel: +49 30 398 37 30
Leitung: Franczesca Gutsch, Tabea Lübke
10:00 – 16:00 Jazz Institut Berlin
Workshop zu Martin Luther King Jr. mit Kindern des Hortes Mullewapp e.V. der Miriam-Makeba-Grundschule
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Vincent Bababoutilabo, Rahel Hutter
In Zusammenarbeit mit den Jazzpilot*innen der Deutschen Jazzunion & Zentrum für Jazz und Improvisierte Musik
10:00 – 16:00 Kurt-Tucholsky-Grundschule
Workshop mit Kindern der Kurt-Tucholsky-Grundschule
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Cenk Arpa, Yvonne Leppin
10:00 – 16:00 SOS-Kinderdorf Berlin
Workshop „How to celebrate?!“ mit Auszubildenden des SOS-Kinderdorf Berlin
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Niklas Brubach, Jakob Fraisse
10:00 – 14:00 SOS-Kinderdorf Berlin
Workshop mit Kindern des Projekts „Haste Töne!“
Geschlossener Workshop in deutscher und englischer Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Joel Grip, Simon Sieger
10:00 – 16:00 Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule
Workshop mit Kindern des Hortes vom SOS-Kinderdorf Berlin
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Nelly Thea Köster, Camilo Milton
Bewertungen & Berichte Jazzfest Community Lab Moabit II
Werkstatt/Workshop
Jazzfest Community Lab Moabit III
Workshop | Konzert
B-Laden, Café Carla im Jazz Institut Berlin, Café der Kulturfabrik Moabit, Musikschule Berlin-Mitte Fanny Hensel, STEPHANS – Der Nachbarschaftsladen
Am Mittwoch öffnen die Stadtteilläden B-Laden und das STEPHANS ihre Türen und laden Musiker*innen des Jazzfest Berlin ein, ihre bestehende Formate musikalisch zu ergänzen. Am Abend findet in der Musikschule Fanny Hensel eine Öffentliche Big Band-Probe statt und bei den Jazzfest Specials im Café Clara des Jazz Institut Berlin treffen sich junge Improvisationsmusiker*innen des europäischen Kooperationsprojekts Melting Pot zu einer Jam-Session, während im Café der Kulturfabrik Moabit Jazzfest-Musiker*innen des schwedischen Vilhelm Bromander Unfolding Orchestra ein Konzert geben.
Jazzfest ImproLabs
Einige Workshops des Jazzfest ImproLabs sind geschlossene Veranstaltungen. Für die öffentlichen Workshops ist eine Anmeldung erforderlich.
10:00 – 16:00 Musikschule Berlin-Mitte Fanny Hensel
Volkalhelden e. V.: Workshop “Singen & Improvisieren” for children aged 8 to 12
Public Workshop in German and English
Register at: https://www.vokalhelden.de/ImproLab2024
Direction: Judith Kamphues, Annika Schwerdt, Sarah Rossy
10:00 – 14:00 Musikschule Berlin-Mitte Fanny Hensel
Workshop „Recording und Producing – wir erfinden Musik und nehmen sie im Tonstudio auf!“ für Jugendliche von 11 bis 14 Jahren
Öffentlicher Workshop in deutscher und englischer Sprache
Anmeldung unter: frank.schneider@ba-mitte.berlin.de, Tel: +49 30 398 37 30
Leitung: Chiquita Magic, Florian Körber
10:00 – 16:00 OTTO-Spielplatz
Workshop „Körperkunst – Kunst des Körpers: Ein Theaterpädagogisches Kunstprojekt voller Bewegung“ für Kinder von 6 bis 10 Jahren
Öffentlicher Workshop in deutscher Sprache
Anmeldung unter: bernd.brunner@moabiter-ratschlag.de, Tel: +49 30 398 37 30
Leitung: Franczesca Gutsch, Tabea Lübke
10:00 – 16:00 Jazz Institut Berlin
Workshop zu Martin Luther King Jr. mit Kindern des Hortes Mullewapp e. V. der Miriam-Makeba-Grundschule
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Vincent Bababoutilabo, Rahel Hutter
In Zusammenarbeit mit den Jazzpilot*innen der Deutschen Jazzunion & Zentrum für Jazz und Improvisierte Musik
10:00 – 16:00 Kurt-Tucholsky-Grundschule
Workshop mit Kindern der Kurt-Tucholsky-Grundschule
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Cenk Arpa, Yvonne Leppin
10:00 – 14:00 SOS-Kinderdorf Berlin
Workshop mit Kindern des Projekts „Haste Töne!“
Geschlossener Workshop in deutscher und englischer Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Joel Grip, Simon Sieger
10:00 – 16:00 Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule
Workshop mit Kindern des Hortes
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Nelly Thea Köster, Camilo Milton
Am Donnerstag lädt das Stadtschloss Moabit zu einem offenen Tanz-Workshop ein und Pianistin Lisa Ullén gestaltet vor Ort den „Treff für ältere Menschen“. Am Abend findet der Reformationsgottestdienst in der Refo Moabit in Anlehnung an Martin Luther Kings Geleitwort zur Eröffnung der Berliner Jazztage 1964 statt und die Kiezkneipe Kallasch& veranstaltet einen OpenMic!-Abend. Während im ARTENSCHUTZ THEATER das Jazzfest Special die Bühne für Moabiter Musiker*innen öffnet, erkunden die Vokalhelden und die Gruppe Haste Töne! vom SOS Kinderdorf-Berlin das Haus der Berliner Festspiele zur offiziellen Eröffnung des Jazzfest Berlin 2024.
Bewertungen & Berichte Jazzfest Community Lab Moabit IV
Gespräch
Artists’ Talk
Das Jazzfest Community Lab Moabit zu Gast im Festspielhaus: An Tag vier dieses vielstimmigen Beteiligungsprojekts berichten teilnehmende Musiker*innen, Workshopleiter*innen und Vertreter*innen von Partnerinitiativen von ihren Eindrücken und Erlebnissen in Moabit pünktlich zur Eröffnung des Konzertprogramms im Festspielhaus. Mit dabei sind auch die Vokalhelden und die Kinder des Haste Töne!-Workshops.
Mit Beteiligten des Jazzfest Community Lab Moabit:
Joel Grip – Musiker
Thomas Büttner – Kultureller Bildungsverbund Moabit
Barbara Winter – SOS-Kinderdorf Berlin
Salome Beber – Vokalhelden
Jakob Fraisse – Team Jazzfest Community Lab Moabit
In deutscher Sprache
Termin
Do 31.10.2024, 17:00 | Eintritt frei!
Ort
Haus der Berliner Festspiele
Oberes Foyer Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Der Bassist Vilhelm Bromander eröffnet das Festival mit seinem Unfolding Orchestra, das aus hochkarätigen Musiker*innen der Stockholmer Szene besteht. George Lewis spricht im Anschluss in seiner Eröffnungsrede über die Bedeutung des Jazzfest Berlin für die Jazzgeschichte. Es folgt ein seltenes Solokonzert der Pianistin Marilyn Crispell, bekannt für ihre unvergleichliche musikalische Tiefe. Das finale Set bestreitet der legendäre Saxofonist und Trompeter Joe McPhee gemeinsam mit dem Trio Decoy.
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18:00 Vilhelm Bromander Unfolding Orchestra (NL, SE, US)
Deutschlandpremiere
Die Musik des schwedischen Bassisten Vilhelm Bromander ist getragen von einer umfassenden Sensibilität und einer Leidenschaft für Handwerk. Auf der 2023 veröffentlichten Debütaufnahme seines Ensembles knüpft er an die Ära des Spiritual Jazz an. Die Verwendung von indischem Dhrupad-Gesang ist dabei kein bloßes Gimmick: Der Komponist hat seine Mentorin, Sängerin Marianne Svašek, für das Titelstück gewinnen können. Musikalisch strebt Bromander nach Präzision und Authentizität. Das zeigt sich auch in der Art und Weise, wie er seine Stücke für die 13-köpfige Band arrangiert. Die Musik erinnert an den Sound von Carla Bley oder Charlie Haden, wirkt jedoch gleichzeitig wie Protestmusik unserer Zeit.
Das Ensemble schöpft aus dem reichen Potenzial der Stockholmer Jazz- und Improvisations-Szene und besteht aus Größen wie dem Baritonsaxofonisten Alberto Pinton, dem Saxofonisten Martin Küchen oder dem Bassklarinettisten Christer Bothén, einem geschätzten Partner von Don Cherry und Bengt Berger. Auf der dreiteiligen Aufnahme „In This Forever Unfolding Moment“ navigiert das Ensemble zwischen traditionellen indischen Bordunetönen, schwedischen Volksmelodien und elektrisierendem Free Jazz. Die gefühlvollen Melodien treffen dabei auf eine orchestrale Tiefe, die von ausgedehnten Soli bis zum Wechselspiel verdichteter Details alles zu bieten hat – sei es das wirbelnde Spiel der beiden Drummer Dennis Egberth und Anton Jonsson oder die schillernden Akkorde von Pianist Alex Zethson und Vibrafonist Mattias Ståhl.
Line-up:
Vilhelm Bromander – Kontrabass
Katt Hernandez – Violine
Martin Küchen – Alt- und Sopraninosaxofon
Elin Forkelid – Tenorsaxofon
Alberto Pinton – Baritonsaxofon
Christer Bothén – Bassklarinette
Emil Strandberg – Trompete
Mats Äleklint – Posaune
Alex Zethson – Klavier
Mattias Ståhl – Vibrafon
Dennis Egberth – Schlagzeug
Anton Jonsson – Schlagzeug
Marianne Svašek – Gesang
18:40 „60 Jahre Jazzfest Berlin“
Eröffnungsrede von George Lewis
Der Posaunist, Komponist und Historiker George Lewis, ein regelmäßiger Gast beim Jazzfest Berlin, spricht über die Bedeutung des Festivals für die Jazzgeschichte und zeigt mit scharfsinnigem Blick Zusammenhänge auf, die in der Vergangenheit oftmals übersehen wurden.
19:30 Marilyn Crispell solo (US)
Die Pianistin Marilyn Crispell ist eine der vielseitigsten, feinfühligsten und zugleich fantasievollsten Improvisationsmusiker*innen des Jazz und hat seit dem Beginn ihrer Karriere in den späten 1970er-Jahren den Spagat zwischen wilder Improvisation und Post-Coltrane perfektioniert. Sowohl als Solokünstlerin als auch in fruchtbaren Kollaborationen mit Anthony Braxton, Paul Motian oder Reggie Workman passt sie sich verschiedensten Kontexten an, ohne dabei etwas von ihrer rhapsodischen Sensibilität aufzugeben.
Als Teil von Joe Lovanos Trio Tapestry, das am Festivalfreitag zu erleben ist, hat Crispells Fähigkeit, Post-Bop-Basics zu durchbrechen, eine neue Generation von Zuhörer*innen erreicht. Mit einem ihrer seltenen Solo-Sets an diesem Abend beweist sie, dass sich ihre Musik in jede denkbare Richtung entwickeln kann – von sanfter Lyrik und in allen Farben schillernder Harmonik bis hin zu wilder motivischer Arbeit und fieberhaften Episoden aus halsbrecherischen Clustern und ungebremstem Vorwärtsdrang.
Line-up:
Marilyn Crispell – Klavier
21:00 Decoy with Joe McPhee (GB, IE, US)
Auch wenige Tage vor seinem 85. Geburtstag bleibt Joe McPhee so sehr wie kaum ein anderer im Jazz immer auf der Suche. Nachdem schon sein bahnbrechendes Frühwerk – etwa der schräge, revolutionäre Free-Jazz-Funk von „Nation Time“ – oder später die atemberaubend schönen Solo-Exkursionen auf „Tenor“ keinen Zweifel an seinem Talent gelassen haben, ist McPhees Musik über die Jahre immer stärker und unverzichtbarer geworden. Obgleich er nie aufgehört hatte aufzutreten, erlebte er Mitte der 1990er-Jahre eine begeisterte Wiederentdeckung, als eine neue Generation von Improvisator*innen seine unerschöpfliche Energie und Innovation feierte. Diese führte zu langjährigen Kollaborationen mit Musikern wie Mats Gustafsson, Ken Vandermark, Hamid Drake und Peter Brötzmann, in dessen legendärem Chicago Tentet McPhee eine zentrale Figur wurde.
Zu McPhees wichtigsten musikalischen Partner*innen des letzten Vierteljahrhunderts zählt das Trio Decoy, bestehend aus Schlagzeuger Steve Noble, Bassist John Edwards und Pianist Alexander Hawkins, der eher auf den beseelten, körnigen Klang seiner Hammond B3 Orgel als auf das herkömmliche Klavier setzt. McPhee – einer der wenigen Musiker, die sowohl Trompete als auch Saxofon beherrschen – surft mit traumwandlerischer Sicherheit auf den federnden Grooves, den Free-Jazz-Einschüben und den sanften Balladen des Trios. Dabei schöpft er aus den Tiefen der Musikgeschichte und stützt jede seiner Phrasen auf Menschlichkeit, Bescheidenheit und nicht zuletzt Spielwitz.
Line-up:
Joe McPhee – Taschentrompete, Saxofon
Alexander Hawkins – Hammondorgel
John Edwards – Kontrabass
Steve Noble – Schlagzeug
Das belgische Klaviertrio De Beren Gieren nutzt die Flexibilität des Jazz für Grooves, die zum Mitwippen auffordern. Improvisation ist die Basis ihrer vielstimmigen Musik, die zwischen dem lyrischen Minimalismus von Erik Satie und dem fraktalen Pulsieren von Clubmusik verschiedenste Einflüsse vereint.
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19:30 De Beren Gieren: „What Eludes Us“ (BE)
Deutschlandpremiere
Seit seiner Gründung vor 15 Jahren hat das belgische Trio De Beren Gieren Schritt für Schritt die engen Grenzen von Jazz hinter sich gelassen und nach neuen Ausdrucksformen gesucht. Was auf dem Papier nach einem klassischen Klaviertrio aussehen mag, ließe sich am ehesten noch mit The Bad Plus vergleichen. Denn im Laufe der Jahre haben sich Bassist Lieven Van Pée und Schlagzeuger Simon Segers immer weiter von Swing wegbewegt und sich mehr und mehr ausgefeilten Grooves aus elektronischer Musik und Post-Rock gewidmet. So hat Pianist Fulco Ottervanger – auch wenn er weiterhin hauptsächlich am Klavier spielt – elektronische Elemente in den Sound des Trios einfließen lassen.
Ihr siebtes und neuestes Album „What Eludes Us“ (Sdban) hat die Band im norwegischen Bergen mit dem Produzenten Jørgen Træen aufgenommen. Mit dessen Hilfe balancieren die Musiker geschickt zwischen Anklängen von elektronischer Musik, Barockmelodien, futuristischen Klängen und Jazz-Improvisation und liefern partytaugliche Kicks mit schnörkelloser Präzision. Einfach ausgedrückt: De Beren Gieren finden den perfekten Spagat zwischen Körper und Geist. Unvergessliche Melodien verschmelzen mit komplexen Rhythmen. Spontaneität spiegelt sich hier nicht in einer Reihe vorhersehbarer Soli wider, sondern in zersplitterten und immer wieder neu zusammengesetzten Grooves.
Line-up:
Simon Segers – Schlagzeug, Elektronik
Fulco Ottervanger – Klavier, Synthesizer, Elektronik
Lieven Van Pée – Kontrabass, E-Bass
22:00 A-Trane Special: 25 Jahre Thärichens Tentett (DE)
Eine Veranstaltung des A-Trane, weitere Informationen und Tickets ausschließlich unter www.a-trane.de
Die Altsaxofonistin Lakecia Benjamin ist einer der aufstrebenden Stars der New Yorker Szene. Sie steht für gefühlvolle, von ihrem Idol John Coltrane inspirierte Melodien, die sie mithilfe von zeitgenössischem R’n’B und Hip-Hop neu kontextualisiert.
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Lakecia Benjamin: „PHOENIX“ (US)
Beim Jazzfest Berlin 2020 feierte die Saxofonistin Lakecia Benjamin zuletzt die Musik von Alice und John Coltrane mit einem Livestream aus dem legendären New Yorker Club Roulette. Vier Jahre später ist sie endlich live in Berlin zu erleben und präsentiert ihr bemerkenswertes Album „Phoenix“ (2023). Darauf gelingt es ihr, einerseits den Spirit ihrer Idole in eigenen Kompositionen und Arrangements weiterleben zu lassen und andererseits ihre traditionellen Wurzeln mit ihrer tiefen Leidenschaft für R’n’B zu vereinen.
Seitdem hat die Saxofonistin ihren Ansatz mit „Phoenix Reimagined (Live)“ für die Konzertbühne adaptiert. Ihr dafür zusammengestelltes Quartett mit Pianist Oscar Perez, Bassist Elias Bailey und Schlagzeuger E.J. Strickland übersetzt die unterschiedlichen Einflüsse in ein gefühlvolles, swingendes Erlebnis, das den Reichtum Schwarzer amerikanischer Musik feiert. Benjamin entfesselt ihre Kunst in einer Mischung aus Energie und Anmut. Dabei treibt sie den Groove ganz nach ihren eigenen Vorstellungen voran und bleibt dennoch eine Teamplayerin.
Line-up:
Lakecia Benjamin – Altsaxofon
Michael King – Klavier
Elias Bailey – Kontrabass
E.J. Strickland – Schlagzeug
23:30 Jam-Session
An allen vier Festivaltagen soll mit den täglichen Jam-Sessions im Quasimodo eine alte Tradition des Jazzfest Berlin aufleben. Musiker*innen aus dem Festivalprogramm werden dazu eingeladen, bis tief in die Nacht in völlig neuen Konstellationen zusammenzukommen und in lockerer Atmosphäre gemeinsam zu improvisieren.
Die Drummerin und Bandleaderin Sun-Mi Hong feiert das Berlin-Debüt ihres Sextetts, das Feuer und noch mehr Finesse in ihre facettenreiche neue Suite bringt. Dabei wird allen eingeladenen Musiker*innen großzügig Raum gelassen, um ihre Improvisations-Skills unter Beweis zu stellen.
Sun-Mi Hong BIDA Orchestra (BE, GB, KR, NO, US)
Die in Amsterdam lebende Schlagzeugerin, Bandleaderin und Komponistin Sun-Mi Hong ist ein gern gesehener Gast beim Jazzfest Berlin. In diesem Jahr ist sie mit ihrem bisher experimentellsten Ensemble zu erleben. 2022 brachte sie mit ihrem Post-Bop-Quintett das Album „Third Page: Resonance“ auf die Bühne. Seitdem hat sie sich konsequent jenseits der starren Grenzen von Jazz bewegt und neue Verbindungen mit einigen der besten Improvisationsmusiker*innen unserer Zeit geknüpft. Ihr aktuelles Projekt Sun-Mi Hong BIDA Orchestra schließt Trompeter Alistair Payne mit ein, der auch in Hongs Quintett mitspielt, der Rest des Sextetts setzt sich aus neuen Mitstreiter*innen zusammen.
Die prominente Frontline der Band bilden dabei der amerikanische Saxofonist John Dikeman und die dänische Altsaxofonistin Mette Rasmussen. Letztere ist ebenfalls eine alte Bekannte beim Jazzfest Berlin, zuletzt war sie 2022 mit ihrem Trio North zu hören. Der Londoner John Edwards sorgt für ein sicheres Fundament und steuert die Musik vom Bass aus, während der belgische Keyboarder Jozef Dumoulin am Synthesizer neue Impulse setzt. Schlagzeugerin Hong formt den improvisatorischen Geist ihrer Mitmusiker*innen zu einer Suite, die nahtlos zwischen verschiedensten Modi wechselt. Der treibende Puls, der den Kern all ihrer Musik ausmacht, ist dabei so präsent wie eh und je.
Line-up:
Jozef Dumoulin – Keyboard, Klavier
John Edwards – Kontrabass
Mette Rasmussen – Altsaxofon
John Dikeman – Tenor- und Baritonsaxofon
Alistair Payne – Trompete
Sun-Mi Hong – Schlagzeug
Afrika-Haus Berlin, Kallasch&, Stadtschloss Moabit, Stadtteilladen Moabit, Theater X
Der Freitag ist der Abschlusstag der Jazzfest ImproLabs: Vier interdisziplinäre Workshops kommen in der Refo Moabit zu einem intimen Showing zusammen, um sich gegenseitig zu zeigen, was in der Woche erlernt und ausprobiert wurde. Weitere Happenings am Abend feiern die kulturelle Vielfalt Moabits: Zwei öffentliche Proben des Chors für Alle und des Haneen-Chor Berlin laden ins Stadtschloss Moabit ein, das Afrika-Haus Berlin gestaltet einen musikalischen Abend zu Miriam Makeba, das Theater X zeigt gleich mehrere Filme und die Kultkneipe Kallasch& präsentiert ein Jazzfest Special.
Jazzfest ImproLabs
Einige Workshops des Jazzfest ImproLabs sind geschlossene Veranstaltungen. Für die öffentlichen Workshops ist eine Anmeldung erforderlich.
10:00 – 16:00 OTTO-Spielplatz
Workshop „Körperkunst – Kunst des Körpers: Ein Theaterpädagogisches Kunstprojekt voller Bewegung“ für Kinder von 6 bis 10 Jahren
Öffentlicher Workshop in deutscher Sprache
Anmeldung unter: bernd.brunner@moabiter-ratschlag.de, Tel: +49 30 398 37 30
Leitung: Franczesca Gutsch, Tabea Lübke
10:00 – 14:00 Jazz Institut Berlin
Workshop zu Martin Luther King Jr. mit Kindern des Hortes Mullewapp e. V. der Miriam-Makeba-Grundschule
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Vincent Bababoutilabo, Rahel Hutter
In Zusammenarbeit mit den Jazzpilot*innen der Deutschen Jazzunion & Zentrum für Jazz und Improvisierte Musik
16:30 – 20:00 Jazz Institut Berlin
Masterclass für Studierende mit John Hollenbeck
Geschlossener Workshop in englischer Sprache, keine Anmeldung möglich
10:00 – 14:00 Kurt-Tucholsky-Grundschule
Workshop mit Kindern der Kurt-Tucholsky-Grundschule
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Cenk Arpa, Yvonne Leppin
10:00-14:00 Musikschule Berlin-Mitte Fanny Hensel
Workshop „Abstract Art Project“
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Reiner Hess
14:00 – 16:00 Refo Moabit
Werkschau für Teilnehmer*innen der Jazzfest ImproLabs mit Musiker*innen des Jazzfest Berlin
10:00 – 14:00 Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule
Workshop mit Kindern des Hortes SOS-Kinderdorf Berlin
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich
Leitung: Nelly Thea Köster, Camilo Milton
Bewertungen & Berichte Jazzfest Community Lab Moabit V
Vortrag
Jazzfest Research Lab I
Impulsvorträge und Gespräche mit Wissenschaftler*innen, Zeitzeug*innen und Musiker*innen sowie Oral-History-Erinnerungsformate zu den Themen Festivalkuration, Gender und Race im Jazz führen in einem offenen Diskursraum tiefer in die 60-jährige Festivalgeschichte.
Dauer: 2 h 30 min
In englischer Sprache
Programm:
14:00
Offener Diskursraum
European Jazz Programming through the Decades: Jazzfest Berlin, Montreux Jazz Festival and North Sea Jazz Festival
Trends and Transformations
Prof. Dr. Kristin McGee
Breaking Gendered Norms at Jazzfest Berlin
Festival Curation from Joachim-Ernst Berendt to Nadin Deventer
Nora Leidinger
Crossing Lines: Oliver Nelson’s “Berlin Dialogues for Orchestra”
Dr. Harald Kisiedu
The Berklee Institute of Jazz and Gender Justice
Gespräch mit Terri Lyne Carrington und Kris Davis
Termin
Fr 1.11.2024, 14:00 | Eintritt frei!
Ort
Haus der Berliner Festspiele
Kassenhalle Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Goran Kajfeš Tropiques // Kris Davis // Trio Tapestry
Der Abend wird mit einer Premiere des internationalen Ensembles um den Trompeter Goran Kajfeš eröffnet. Daran schließt das Berlin-Debüt von Kris Davis’ „Diatom Ribbons“ an: Neben der Pianistin selbst spielen Turntablistin Val Jeanty, Bassist Nick Dunston und die legendäre Schlagzeugerin Terri Lyne Carrington. Das abschließende Set gehört dem Trio Tapestry, einem Ensemble des Saxofonisten Joe Lovano, gemeinsam mit der Pianistin Marilyn Crispell und dem Schlagzeuger Carmen Castaldi.
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17:00 Goran Kajfeš Tropiques: „Tell us“ (SE)
Deutschlandpremiere
Der schwedische Trompeter Goran Kajfeš ist von klein auf mit Jazz aufgewachsen: Sein Vater Davor war Pianist des Zagreb Jazz Quartet und arbeitete mit John Lewis vom Modern Jazz Quartet zusammen. Auf seinem eigenen künstlerischen Weg fand Kajfeš im Laufe der Zeit interessante Wege, unterschiedlichste Klänge aus Äthiopien, der Türkei und vom Saturn zu vereinen. Zugang und Inspiration zu Letzterem erhielt er über Sun Ra, der das mythologische Narrativ kreierte, selbst vom Saturn abzustammen. Die groovenden Tracks seiner Projekte wie Oddjob oder Subtropic Orchestra ließen dabei immer viel Raum für Improvisation. Als virtuoser Trompeter ist Kajfeš für seine beeindruckenden Soli in Gruppen wie Nacka Forum und Gard Nilssens Supersonic Orchestra bekannt. Mit seinem eigenen Projekt Tropiques liegt sein Fokus jedoch in erster Linie darauf, eindringliche Stimmungen und außerirdische Atmosphären heraufzubeschwören.
Kajfeš’ jüngstes Album „Tell Us“ besteht aus drei ausgedehnten Kompositionen für sein Kernquartett mit Pianist Alex Zethson, Bassist Johan Berthling und Schlagzeuger John Holmegard. Deren Grooves werden von ausgeklügelten Streicherarrangements ergänzt – gespielt von Violinistin Josefin Runsteen und Cellist Leo Svensson Sander, die Kajfeš’ kinematische Vision gekonnt umsetzen. Und obwohl es einige Soli gibt, die immer wieder herausbrechen, geht es der Band im Wesentlichen darum, einen kollektiven Zauber zu entfalten.
Line-up:
Goran Kajfeš – Trompete, Synthesizer
Alex Zethson – Klavier, Orgel, Synthesizer
Johan Berthling – Kontrabass
Johan Holmegard – Schlagzeug
Josefin Runsteen – Violine
Leo Svensson Sander – Cello
18:30 Kris Davis: „Diatom Ribbons“ (CA, US)
Als eine der facettenreichsten Pianist*innen und Bandleader*innen unserer Zeit ist Kris Davis eine Musikerin von unvergleichlicher technischer Vielfalt. Ihre Arbeit ist stets von einem Blick für das große Ganze geprägt. Obwohl ihre Wurzeln im Post-Bop liegen, experimentiert Davis fortlaufend mit neuen Formen und Kontexten. Sie hat mit Persönlichkeiten wie der Gitarristin Mary Halvorson, der Saxofonistin Ingrid Laubrock und dem Bassisten Eric Revis zusammengearbeitet. Zuletzt begeisterte ihre Improvisations-Combo Borderlands Trio das Publikum beim Jazzfest Berlin 2022.
Davis’ kreative Neugier hat zu einer Reihe spannender Projekte geführt, die die verschiedenen Facetten ihrer stetig wachsenden musikalischen Persönlichkeit aufzeigen. Doch bringt wahrscheinlich kein Projekt ihr kreatives Potenzial so sehr zur Geltung wie Diatom Ribbons. Seit der Gründung des Ensembles im Jahr 2019 hat die Pianistin eine enge musikalische Verbindung zur Schlagzeugerin Terry Lyne Carrington und zur Turntablistin Val Jeanty aufgebaut und die anfängliche Ideenvielfalt der Band gekonnt gebündelt. Zu hören ist dies u. a. auf ihrem letztjährigen Album „Live at the Village Guard“, das verschiedene Groove-orientierte Strömungen – sei es der Avant-Funk von Ronald Shannon Jackson, das Erbe von Charlie Parker oder verschrobener R’n’B – verbindet. Die diesjährige Berlin-Premiere der Band wird komplettiert vom gleichermaßen vielseitigen Bassisten Nick Dunston.
Line-up:
Kris Davis – Klavier
Val Jeanty – Turntable, Elektronik
Nick Dunston – Kontrabass
Terri Lyne Carrington – Schlagzeug
20:00 Joe Lovano Trio Tapestry (US)
Obwohl er wohl zu den wichtigsten Jazzsaxofonisten der letzten drei Jahrzehnte gehört, hat Joe Lovano nie aufgehört zu experimentieren und neue Kontexte zu erschließen. Während seiner Jahre bei Blue Note arbeitete er mit der Third-Stream-Ikone Gunther Schuller zusammen, experimentierte mit Opern, widmete sich dem Frank Sinatra Songbook und leitete zahlreiche Trios, Quartette und Quintette. Dabei leuchtet in seinem Spiel stets die gesamte Jazzgeschichte auf, während er mühelos durch neue, komplexe harmonische Gefilde navigierte. 2018 gründete Lovano mit dem Trio Tapestry sein wahrscheinlich bisher experimentellstes Projekt: eine Band ohne Bass, gemeinsam mit dem italienischen Schlagzeuger Carmen Castaldi und der außergewöhnlichen amerikanischen Pianistin Marilyn Crispell, die am Eröffnungsabend des diesjährigen Jazzfest Berlin ein seltenes Solo-Konzert gibt.
Auf inzwischen drei Alben verfolgt das Trio einen sehr offenen Austausch musikalischer Ideen. Lovanos kontemplative Kompositionen auf dem atemberaubenden Track „Our Daily Bread“ etwa ermöglichen ein ausgeprägtes Zusammenspiel und beschwören zudem sich ständig wandelnde Improvisationen. Das federleichte Beckenspiel von Castaldi gibt Crispell endlosen Freiraum und schafft immer neue Klanggewebe, die sich unter den suchenden Linien Lovanos wiegen und dabei eine ganz eigene Sprache entwickeln. Und selbst wenn ein Großteil der Musik aus leichten Balladen besteht, können die Musiker*innen, wenn sie wollen, auch aufs Gas treten und ordentlich swingen.
Line-up:
Joe Lovano – Tenorsaxofon, Tárogató, Gongs
Marilyn Crispell – Klavier
Carmen Castaldi – Schlagzeug, Perkussion
Berlin ist nach wie vor ein wichtiger Knotenpunkt für improvisierte Musik. Das zeigt auch die Zusammenarbeit der argentinischen Saxofonistin Camila Nebbia mit dem britischen Pianisten Kit Downes. Gemeinsam mit dem Londoner Drummer Andrew Lisle haben sie in der Hauptstadt eine gemeinsame Musiksprache auf der Basis von Spontaneität und Vertrauen entwickelt.
Nebbia / Downes / Lisle: „Exhaust“ (AR, GB)
Seit die Argentinierin Camila Nebbia vor fünf Jahren ihre Heimat in Richtung Europa verlassen hat, hat sie sich zu einer der produktivsten, mutigsten und neugierigsten jungen Improvisationsmusikerinnen des Kontinents entwickelt. 2023 war die Saxofonistin im Rahmen von „Melting Pot“ zum ersten Mal beim Jazzfest Berlin zu Gast – nur ein Jahr später ist sie als Headlinerin mit ihrem eigenen Trio zurück. Sie teilt die Bühne mit zwei Engländern: dem Londoner und Kodian-Trio-Schlagzeuger Andrew Lisle und Kit Downes, der nicht nur Keyboarder von Enemy, Duopartner der Cellistin Lucy Railton und Wahlberliner, sondern auch unermüdlicher Kollaborateur ist. Trotz ihrer Arbeit in vielen verschiedenen Kontexten haben die drei Musiker*innen in diesem neuen Trio unverkennbar eine gemeinsame Sprache gefunden.
Wie auch ihr Debütalbum „TK“ bezeugt, steckt in den vollständig improvisierten Konzerten von „Exhaust“ eine unbändige Energie. Nebbia ist hinlänglich für ihr wildes Spiel bekannt. Doch von Downes könnten einige Hörer*innen überrascht sein, wenn sie seine kontemplative, groovige Seite aus anderen Ensembles kennen: als Teil von „Exhaust“ strotzt sein Spiel nur so vor Energie und Spontaneität. Schlagzeuger Andrew Lisle hält alles souverän zusammen, indem er mit seinem rhythmischen Gerüst das wilde Zusammenspiel bündelt.
Präsentation von historischen Konzertaufzeichnungen aus 60 Jahren Jazzfest Berlin
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit den ARD-Hörfunkanstalten, die große Teile der 60-jährigen Geschichte des Jazzfest Berlin live im Fernsehen übertragen haben, werden dem Festivalpublikum nun einige der historischen Konzertaufzeichnungen bei freiem Eintritt zugänglich gemacht. Ergebnis ist ein Filmprogramm aus Ausschnitten verschiedener ikonischer Konzerte aus den Anfangsjahrzehnten des Jazzfest Berlin, damals noch Berliner Jazztage.
Das Filmprogramm ist Teil des Jazzfest Research Lab.
Der Schlagzeuger, Komponist und Bandleader John Hollenbeck, der am Festivalsamstag mit seinem experimentierfreudigen neuen Quartett GEORGE auftritt, präsentiert sein mitreißendes Projekt „The Drum Major Instinct“. Das Stück basiert auf einer Rede von Martin Luther King Jr. aus dem Jahr 1968. Vier Jahre zuvor hatte King das berühmte Vorwort zum Programmheft des allerersten Jazzfest Berlin, damals Berliner Jazztage, geschrieben.
John Hollenbeck: „The Drum Major Instinct“ (CZ, DE, FR, US)
Während eines Großteils seiner Karriere hat John Hollenbeck unbekümmert die künstlichen Grenzen niedergerissen, die Jazz von anderen Musikstilen abgrenzen sollen. Dies gelingt dem Schlagzeuger, Komponisten und Bandleader immer wieder auf überraschende Weise und in unterschiedlichen Konstellationen: mit seinem multidimensionalen Kammerjazz-Ensemble Claudia Quintet; mit seinen innovativen Pop-Arrangements für sein Large Ensemble; bei seiner Zusammenarbeit mit der Sängerin und Komponistin Meredith Monk; oder mit seinem jüngsten Projekt, dem groovebasierten, skurrilen Quartett GEORGE, das am Festivalsamstag zu erleben ist.
Zum 60. Jahrestag von Martin Luther King Juniors legendärer Eröffnungsrede der Berliner Festwochen 1964, von denen die Jazztage ein Teil waren, bringt Hollenbeck ein Aufgebot an Berliner Musiker*innen auf die Bühne, um seine abendfüllende Komposition „The Drum Major Instinct“ zu präsentieren. Das Stück basiert auf Aufnahmen einer von Kings zukunftsweisenden Reden. Bereits während seiner Zeit in Berlin vor zehn Jahren, als er am Jazz Institut Berlin unterrichtete, führte Hollenbeck das bläserlastige Stück auf, bei dem sich stürmische und feierliche Passagen abwechseln. Die an diesem Abend zu erlebende Performance lädt das Publikum ein, selbst die Bühne zu besetzen: In drei Teilen wechselt sich die Komposition mit Projektionen ausgewählter Konzertmitschnitte aus sechs Jahrzehnten Jazzfest Berlin Geschichte ab.
Line-up:
Geoffroy de Masure – Posaune
Weston Olencki – Posaune
Matthias Müller – Posaune
Johanna Weckesser – Gitarre
Vojta Drnek – Akkordeon
Julius Apriadi – Vibrafon
John Hollenbeck – Schlagzeug
Die britische Turntablistin Mariam Rezaei hat bereits mit verschiedenen Noise-Künstler*innen und Symphonieorchestern zusammengearbeitet, doch in diesem Quartett mit Drummer Lukas König, Saxofonistin Mette Rasmussen und Trompeter Gabriele Mitelli blüht sie auch solistisch auf, füllt den Sound aus und hat gleichberechtigten Anteil am gemeinschaftlich erzeugten klanglichen Exzess.
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The Sleep of Reason Produces Monsters (AT, DK, GB, IT)
Deutschlandpremiere
Viel aufregender als The Sleep of Reason Produces Monsters kann improvisierte Musik wohl kaum werden. Das internationale Quartett verbindet energiegeladene Bläsersounds und dichte Texturen, angetrieben von stürmischen Beats. Ins Leben gerufen wurde die Gruppe von der britischen Turntablistin Mariam Rezaei, die stets spannende neue Wege für ihr Instrument sucht und sich zu einer der originellsten Musikerinnen der improvisierten Musik entwickelt hat. Zum Ensemble gehören außerdem die dänische Saxofonistin Mette Rasmussen – am Eröffnungsabend zusammen mit Schlagzeugerin Sun-Mi Hong zu erleben –, der italienische Trompeter Gabriele Mitelli – Teil des Trompeten-Duos Star Splitter mit Rob Mazurek – und die österreichische Rhythmusmaschine Lukas König von Mopcut.
Die Bläsersektion aus Rasmussen und Mitelli versteht es trotz aller Durchschlagskraft, auch mal einen Gang zurückzuschalten und den Raum für Rezaeis kaleidoskopische elektronische Texturen zu öffnen. Die Turntablistin entfesselt stark verfremdete Samples von scheinbar jedem Geräusch dieses Universums und kreiert ohrenbetäubenden Lärm. Doch anstatt alles wild zu zerstückeln, erfüllt ihr Spiel gleich mehrere Funktionen: Sie verstärkt und lenkt den rhythmischen Fluss und fungiert wie eine Bassistin, indem sie das strukturelle Gerüst der Musik trägt – ganz zu schweigen von ihrer Fähigkeit, das gesampelte Material mit mal feinen, mal kräftigen Pinselstrichen virtuos im Klangbild der Band zu verteilen.
Line-up:
Mariam Rezaei – Turntables
Mette Rasmussen – Altsaxofon
Gabriele Mitelli – Piccolotrompete, Elektronik
Lukas König – Schlagzeug, Elektronik
23:30 Jam-Session
An allen vier Festivaltagen soll mit den täglichen Jam-Sessions im Quasimodo eine alte Tradition des Jazzfest Berlin aufleben. Musiker*innen aus dem Festivalprogramm werden dazu eingeladen, bis tief in die Nacht in völlig neuen Konstellationen zusammenzukommen und in lockerer Atmosphäre gemeinsam zu improvisieren.
Am Samstag gibt es einige Jazzfest Encounters mit Musiker*innen des
Jazzfest Berlin: Ein Lunchkonzert im Rahmen des veganen Brunchs im Offenen
Wohnzimmer sowie eine musikalische Intervention mit Anwohner*innen in der
Gemeinschaftsunterkunft Alt-Moabit.
Jazzfest ImproLabs
11:00 – 18:00 Theater X
Workshop „Express Yourself Akademie“ mit der Plattform Migration Matters
Geschlossener Workshop in deutscher Sprache, keine Anmeldung möglich, mit:
Michael Griener – Perkussion
Vilhelm Bromander – Kontrabass
Alex Zethson – Klavier
Marianne Svašek – Gesang
Jazzfest Encounters
12:30 Offenes Wohnzimmer, Waldenserstraße 13
Lunch-Konzert mit veganem Brunch
mit Simon Sieger – Verschiedene Instrumente
14:30 Gemeinschaftsunterkunft Alt-Moabit, Alt-Moabit 82B
Lunch-Konzert
mit Bewohner*innen der Gemeinschaftsunterkunft Alt-Moabit
Mattias Ståhl – Vibrafon
Katt Hernandez – Geige
Bewertungen & Berichte Jazzfest Community Lab Moabit VI
Vortrag
Jazzfest Research Lab II
Impulsvorträge und Gespräche mit Wissenschaftler*innen, Zeitzeug*innen und Musiker*innen sowie Oral-History-Erinnerungsformate zu den Themen Festivalentwicklung und Bildsprache führen in einem offenen Diskursraum tiefer in die 60-jährige Festivalgeschichte.
Programm:
14:00
Offener Diskursraum
Echoes of Change: George Gruntz’s Legacy for Jazzfest Berlin, in His Own Words
Prof. Dr. Priscilla Layne
Boo To You Too! Transformations and Gendered Perceptions at the Jazzfest Berlin 1964 – 2024
Dr. Ursel Schlicht
The Evolution of Jazzfest Berlin’s Visual Language in Posters
John Corbett
Conversation with Five (Former) Artistic Directors of Jazzfest Berlin since 2002
John Corbett, Nadin Deventer, Bert Noglik, Peter Schulze, Richard Williams
Vorstellung des neuen ARD Jazz-Online-Angebots
Mit Redakteur*innen der ARD
Dauer: 4 h
In englischer Sprache
Termin
Sa 2.11.2024, 14:00 | Eintritt frei!
Ort
Haus der Berliner Festspiele
Kassenhalle Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Högberg Extended Attack // Kühn French Trio // Sun Ra Arkestra
Bei ihrem längst überfälligen Debüt beim Jazzfest Berlin spielt Anna Högbergs Band Attack in erweiterter Besetzung ausschließlich neues Material. Dem garantiert energiegeladenen Auftritt folgt der eher kontemplative Ansatz der Jazzlegende Joachim Kühn in einem neuen Trio mit Schlagzeuger Sylvain Darrifourcq und Bassist Thibault Cellier. Der Abschluss auf der Hauptbühne gehört dem legendären Sun Ra Arkestra, dessen herausragende Musiker*innen das Bandethos von Gründer Sun Ra weitertragen.
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18:30 Anna Högberg Extended Attack (AT, DK, SE)
Deutschlandpremiere
Im vergangenen August begeisterte die schwedische Saxofonistin Anna Högberg nach dreijähriger Pause ein überraschtes Publikum beim Internationalen Jazzfestival Saalfelden mit der Rückkehr ihres beeindruckenden Sextetts Attack. Attack liefern leidenschaftliche, radikal offene Improvisationen innerhalb fester Formen, eingehende Melodien und große musikalische Freiheiten. Die Leadgruppe aus Högbergs musikalischer Raffinesse, Elin Forkelids beseeltem Post-Coltrane-Stil am Tenorsaxofon und Niklas Barnös lebhaftem Trompetenspiel entfaltet ihre Melodien über den mitreißenden Grooves der Rhythmusgruppe um Pianistin Lisa Ullén.
Vom Erfolg ihres Comebacks angetrieben hat Högberg für Extended Attack nun neues Material komponiert und die Besetzung der Band erweitert. Nach der Premiere beim Stockholm Jazz Festival präsentiert sie ihr neues Ensemble nun in Berlin. Neben den beiden Schlagzeugern Anton Jonsson und Dennis Egberth und den Kontrabassisten Kansan (Torbjörn) Zetterberg und Gus Loxbo werden Ullén, Forkelid und Barnö außerdem von Gitarrist Finn Loxbo, Turntablist Dieb13, Tubist Per Åke Holmlander und Posaunistin Maria Bertel verstärkt. Högbergs markante, leidenschaftliche Melodik ist ohne Zweifel auf ihrem Höhepunkt und wir sind gespannt, was sie mit dieser vergrößerten Combo unerschrockener Improvisator*innen auf die Beine gestellt hat.
Line-up:
Anna Högberg – Altsaxofon
Niklas Barnö – Trompete
Elin Forkelid – Tenorsaxofon
Maria Bertel – Posaune
Per Åke Holmlander – Tuba
Dieb 13 – Turntables
Lisa Ullén – Klavier
Finn Loxbo – Gitarren, Singende Säge
Kansan Zetterberg – Kontrabass
Gus Loxbo – Kontrabass, Singende Säge
Anton Jonsson – Schlagzeug
Dennis Egberth – Schlagzeug
20:00 Joachim Kühn French Trio (DE, FR)
Weltpremiere
Als einer der zentralen Protagonist*innen der deutschen Jazzgeschichte hat Joachim Kühn stets musikalische Offenheit und unermüdliche Veränderung gelebt. Dabei umfasst das beeindruckende Werk des Pianisten Post-Bop, Free Jazz, Klassik, Fusion und vieles mehr. Seine Karriere begann er an der Seite seines älteren Bruders Rolf, des 2022 verstorbenen Klarinettenvirtuosen, und leitete im Laufe der Jahrzehnte unzählige Bands. Ein Höhepunkt war Kühns Zusammenarbeit mit dem legendären Ornette Coleman – als einer von wenigen ausgewählten Pianist*innen. Auch mit jüngeren Talenten teilte er immer wieder die Bühne, etwa mit dem Schlagzeuger Christian Lillinger.
2016 war Kühn als Gastmusiker auf dem Album „Sfumato“ des Pariser Saxofonisten Emile Parisien vertreten. Dabei lernte er den Schlagzeuger Sylvain Darrifourcq kennen, und kurz darauf den Bassisten Thibault Cellier. Beide haben als Teil des Quartetts Novembre beim Jazzfest Berlin 2023 mit dem Projekt „Apparitions“ für Begeisterung gesorgt. Darrifourcq und Cellier teilen eine enge musikalische Verbindung, die es ihnen erlaubt, innerhalb blitzschneller Abläufe das Spiel des jeweils anderen vorauszuahnen. Unter der Leitung eines solchen Virtuosen wie Kühn kann das in alle denkbaren Richtungen führen. 2022 erhielt Kühn den Deutschen Jazzpreis für sein Lebenswerk (für seine Zusammenarbeit mit Bruder Rolf) – doch auch mit inzwischen 80 Jahren ist noch so einiges von ihm zu erwarten.
Es ist keine leichte Aufgabe, nach dem Tod eines visionären Bandleaders auf dem gleichen Niveau weiterzumachen – besonders, wenn es sich um eine solche Ikone wie Sun Ra handelt. Der außergewöhnliche Komponist und Keyboarder begann seine Karriere in den 1950er-Jahren in Chicago und entwickelte mit der Zeit eine unverwechselbare Ästhetik. Dabei vereinte er den Swing, mit dem er aufgewachsen war, mühelos mit abenteuerlichen Klangexperimenten und kollektiven Improvisationen. Sun Ra behauptete oft, er stamme vom Saturn, und die Musiker*innen des Arkestras unterstützten diese Rolle, gekleidet in maßgeschneiderte, mit Pailletten besetzte Outfits. Als Pendant zu den kosmischen Klängen sind die Auftritte des Arkestras seit langem auch ein visuelles Spektakel.
Nach Sun Ras Tod 1993 übernahm Altsaxofonist Marshall Allen die Leitung des Arkestras, das es schaffte, Sun Ras Kraft, seine Kreativität und seinen ungebremsten Enthusiasmus zu bewahren. Und auch wenn der inzwischen 100-jährige Allen nicht mehr weit von seiner Heimat Philadelphia auftritt, repräsentiert die aktuelle Besetzung Allens Musikalität und Vision in seiner Abwesenheit. Die außergewöhnliche Sängerin Tara Middleton ist eine vielversprechende Bereicherung, indem sie über die Rolle der verstorbenen June Tyson hinausgeht: Ihre Präsenz hält die Musik oftmals zusammen. Ebenfalls zum Arkestra gehören prominente Musiker*innen wie Saxofonist Knoel Scott, Trompeter Michael Ray und Bassist Tyler Mitchell.
Line-up:
Knoel Scott – Alt- und Baritonsaxofon, Kongas
Anthony Nelson – Klarinette, Baritonsaxofon
James Stewart – Flöte, Tenorsaxofon
Chris Hemingway – Altsaxofon
Michael Ray – Trompete
Cecil Brooks – Trompete
Robert Stringer – Posaune
Elson Nascimento – Surdo, Perkussion
Tyler Mitchell – Kontrabass
George Gray – Schlagzeug
Tara Middleton – Gesang
Farid Barron – Klavier, Keyboards
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Bewertungen & Berichte Högberg Extended Attack // Kühn French Trio // Sun Ra Arkestra
Konzert
Devin Gray’s Melt All the Guns
„Melt All the Guns II“
Auch wenn der Berliner Drummer Devin Gray die Musik für sein bassloses Trio mit Trompeter Ralph Alessi und Pianistin Myslaure Augustin komponiert hat, interagiert die Band auf Augenhöhe – denn in Kollaborationen fühlt sich der Bandleader am wohlsten.
Devin Gray’s Melt All the Guns: „Melt All the Guns II“ (FR, US)
Als Musiker ist Devin Gray stets in mehreren Szenen zu Hause, momentan in New York und Berlin. Als Kollaborateur mit Herz und Seele hat der Schlagzeuger in beiden Communities mit festen Größen zusammengearbeitet: mit den Saxofonisten Bill McHenry und Tony Malaby, dem Trompeter Russ Johnson, dem Bassisten Michael Formanek und unzähligen anderen. In den letzten Jahren floss ein Großteil seiner Energie zwar in sein spannendes Soloprojekt Most Definitely, doch die Zusammenarbeit mit anderen Musiker*innen hat er nie aufgegeben.
Jetzt hat Gray sein 2019 gegründetes Trio mit Trompeter Ralph Alessi und Pianistin Angelica Sanchez wiederaufleben lassen. Die Musik auf ihrer EP „Melt All the Guns“ – ein Protest gegen die Allgegenwart tödlicher Schusswaffen in den Vereinigten Staaten – bewegt sich zwischen einer fast kriegerischen, dann wieder gelösten Atmosphäre und purer Lyrik. Besonders Grays Schlussstück „Protect Our Environment“ geht weit über eine Forderung nach ökologischer Nachhaltigkeit hinaus. Die Abwesenheit eines*einer Bassist*in eröffnet der Gruppe zahlreiche harmonische Freiheiten, die Trompeter Alessi zu äußerst extravertierter Spielfreude beflügeln. In diesem Konzert spielen Gray und Alessi an der Seite der vielversprechenden jungen Pianistin Myslaure Augustin, einer Schülerin von Alessi.
Bewertungen & Berichte Devin Gray’s Melt All the Guns
Konzert
Malacoda String Quartet Plays Tristan Honsinger
Mit diesem Konzert ehrt Kontrabassist Antonio Borghini den verstorbenen Cellisten Tristan Honsinger – eine wichtige und einflussreiche Figur in der Szene der improvisierten Musik Berlins. Auf dem Programm stehen drei Streichquartette, die Honsinger in den letzten Jahren vor seinem Tod im August 2023 komponiert hat.
Malacoda String Quartet plays Tristan Honsinger (FR, IT, TR)
Der amerikanische Cellist Tristan Honsinger verbrachte nicht nur lange Zeit in New York, sondern auch in Amsterdam, Berlin und Triest, wo er im August 2023 im Alter von 73 Jahren starb. Seine langjährige Mitgliedschaft im ICP Orchestra zeugt von seiner Zeit in den Niederlanden, doch gerade auch auf die Berliner Improvisationsszene war sein Einfluss enorm. Seine einzigartig ausschweifende, theatrale Ästhetik aus Free Jazz, italienischer Volksmusik und Dadaismus lebt in den unzähligen Musiker*innen weiter, mit denen Honsinger zusammenarbeitete. Sein Einfluss war dabei für kaum eine*n Musiker*in so prägend wie für den Bassisten Antonio Borghini, der mit dem Cellisten in dem Quartett Hook, Line and Sinker sowie in dessen herausfordernden Projekt Hopscotch zusammenspielte.
Dieses unkonventionelle New Yorker Quartett schöpft aus dem Underground Hip-Hop. Der Trompeter und Rapper Ryan Easter liefert messerscharfe Lines zu den Grooves von Schlagzeuger Jason Nazary, Keyboarder Elias Stemeseder und Cellist Lester St. Louis. Improvisation bleibt dabei das Credo.
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Wrens (AT, US)
Europapremiere
Während ihrer ersten Jahre waren Wrens für ihre scharfkantigen, mitreißenden Beats bekannt. Drummer Jason Nazary (Partner der verstorbenen Jaimie Branch bei Anteloper und derzeitiger Beatmaker bei Amirtha Kidambis Elder Ones) und Keyboarder Elias Stemeseder (bekannt für seine Zusammenarbeit mit den Schlagzeugern Christian Lillinger und Jim Black) produzierten Grooves und Synthesizer-Texturen, die direkt in den Körper übergingen. In seiner Doppelfunktion als ebenso abenteuerlicher MC wie Trompeter rappte Ryan Easter auf diese Beats mit einem herrlich zersplitterten Flow: etwas schleppend, aber immer auf den Punkt. Die ersten Aufnahmen auf dem Album „alligator shoes [on flatbush]“ spiegeln die Weigerung der Band wider, ihren Sound zu glätten – Easters Reime treffen hier auf zerhackte Grooves und frei fließende Improvisationen.
Mit dem Neuzugang von Lester St. Louis an Cello und Elektronik (ebenfalls Mitglied von Elder Ones und Teil von Branchs geliebtem Quartett Fly or Die) hat sich das Ensemble in Richtung größerer Abstraktion bewegt. Die zweite Hälfte des Albums zeigt diese Verschiebung: eine kollektive Verlagerung hin zu wogenden Klängen und flirrenden Texturen, die wie eine schonungslose Dekonstruktion von Miles Davis der 1980er-Jahre klingt. Die ohnehin schon fragmentarischen Beats von Nazary brechen noch weiter auseinander, und Easter zieht die Trompete seiner Stimme vor.
Line-up:
Ryan Easter – Trompete, Elektronik, Stimme
Elias Stemeseder – Klavier, Synthesizer
Lester St. Louis – Cello, Sounddesign
Jason Nazary – Schlagzeug, Synthesizer
23:30 Jam-Session
An allen vier Festivaltagen soll mit den täglichen Jam-Sessions im Quasimodo eine alte Tradition des Jazzfest Berlin aufleben. Musiker*innen aus dem Festivalprogramm werden dazu eingeladen, bis tief in die Nacht in völlig neuen Konstellationen zusammenzukommen und in lockerer Atmosphäre gemeinsam zu improvisieren.
Der vielseitige John Hollenbeck präsentiert sein neues Quartett GEORGE. Auch wenn seine komplexen Kompositionen technisch äußerst anspruchsvoll sind, navigiert die Combo mühelos zwischen musikalischer Präzision und ansteckender Spielfreude.
John Hollenbeck’s GEORGE: „Letters to George“ (CA, US)
Europapremiere
Der Komponist und Schlagzeuger John Hollenbeck lässt sich nicht auf eine Richtung festlegen: Mit einem Projekt nach dem anderen erkundet er immer wieder neues Terrain. Dabei ignorieren die meisten seiner Projekte naturgemäß Genregrenzen, wie etwa sein produktivstes Ensemble The Claudia Quintet, das mathematische Komplexität auf höchst melodischen, dichten Kammerjazz treffen lässt. Beim diesjährigen Jazzfest Berlin ist am Freitagabend sein Stück „The Drum Major Instinct“ mit Elementen aus der gleichnamigen Rede von Martin Luther King Jr. zu erleben. Letztes Jahr gründete er sein wohl zugänglichstes Ensemble, das Quartett GEORGE, mit dem er die Eleganz und Verspieltheit von R’n’B mit ausgefeilten rhythmischen Strukturen kollidieren lässt. Dann und wann klingt es nach eleganter Fusion, bevor die Musik in abgedrehte Pop-Einschläge abdriftet. Das beste Beispiel dafür ist die dramageladene Interpretation von Nancy Sinatras Hit „Bang Bang (My Baby Shot Me Down)“ – ein Highlight auf dem Debütalbum der Gruppe, „Letters to George“ (2023).
Zur Band gehört die herausragende Saxofonistin und Flötistin Anna Webber, eine virtuose Improvisatorin, Komponistin und langjährige Partnerin von Hollenbeck in ihrem Simple Trio. Webbers musikalische Präzision ergänzt sich mit dem Pop-geprägten Keyboardspiel der Kolumbianerin Chiquita Magic und der neu hinzugekommenen Sängerin und Keyboarderin Sarah Rossy, die Gründungsmitglied Aurora Nealand ersetzt. Jazz-Pop? Fusion? Neue Musik? – Ja, alles!
Line-up:
Anna Webber – Tenorsaxofon
Sarah Rossy – Gesang, Keyboards
Chiquita Magic – Keyboards, Gesang
John Hollenbeck – Schlagzeug, Komposition
Musiker*innen aus dem Programm der diesjährigen Festivaledition geben Einblicke in den Entstehungsprozess ihrer Arbeit. Sie sprechen über Inspirationsquellen und Themen sowie Anekdoten aus ihrem Alltag als Künstler*innen.
Mit: Sylvie Courvoisier, Darius Jones, Otomo Yoshihide
In englischer Sprache
Termin
So 3.11.2024, 17:30 | Eintritt frei!
Ort
Haus der Berliner Festspiele
Oberes Foyer Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Darius Jones // Sylvie Courvoisier // Otomo Yoshihide
Den letzten Abend des Jazzfest Berlin 2024 gestaltet das Festival mit einer Reihe von Deutschland- und Europapremieren. Der Altsaxofonist und Komponist Darius Jones bringt eines seiner herausragendsten Projekte nach Berlin und widmet sich der Fluxus-Tradition. Die Pianistin Sylvie Courvoisier kehrt mit einem neuen Quartett zum Festival zurück. Zum furiosen Abschluss feiert der japanische Untergrundkünstler Otomo Yoshihide seine tiefe Liebe zum Jazz mit seiner 17-köpfigen Special Big Band.
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18:30 Darius Jones’s fluXkit Vancouver (it’s suite but sacred) (CA, US)
Deutschlandpremiere
Als einer der großen amerikanischen Komponisten und Saxofonisten des 21. Jahrhunderts hat Darius Jones seine Karriere der konsequenten Hingabe an die Jazztradition gewidmet. Seine rastlose künstlerische Neugier nimmt dabei immer neue Einflüsse auf und verarbeitet sie in seiner sehr persönlichen Handschrift. Bekannt wurde Jones als Saxofonist der Gruppe Little Women. Doch im Laufe der Jahre entwickelte er immer mehr die konzeptionelle Unerschrockenheit eines Anthony Braxton. Mit „fLuXkit Vancouver (it’s suite but sacred)“, einem Auftragswerk von Vancouvers renommiertem Kunstraum Western Front, erreicht Jones nun einen neuen Höhepunkt.
Jones legt eine ganz persönliche Interpretation des Gedankens vor, dass im Fluxus jede Idee zum Abschuss freigegeben ist. Seine flexiblen musikalischen Formen lässt er von einem beeindruckenden Ensemble ausformen: Drummer Gerald Cleaver, Cellistin Peggy Lee, Violinisten Jesse und Josh Zubot und Bassist James Meger. Die viersätzige Suite „fLuXkit Vancouver (it’s suite but sacred)“ ist ein musikalisches Juwel: ein meisterhaft gestaltetes Gebilde zutiefst interaktiver Kammermusik, angetrieben von Jones’ Wunsch, den fortwährenden Wert von Western Front zu feiern. Jones ersetzt die Absurdität der Fluxus-Bewegung durch eine unmittelbare Emotionalität. Sein energisches Altsaxofonspiel krönt die Musik und klingt dabei wie das fehlende Glied zwischen Henry Threadgill und Evan Parker – eine seltene Mischung aus emotionaler Intensität und packender Klangfantasie.
Line-up:
Peggy Lee – Cello
Jesse Zubot – Violine
Josh Zubot – Violine
James Meger – Kontrabass
Gerald Cleaver – Schlagzeug
Darius Jones – Altsaxofon, Komposition
20:00 Sylvie Courvoisier Poppy Seeds (CH, MX, US)
Europapremiere
Sylvie Courvoisier ist ein regelmäßiger Gast beim Jazzfest Berlin. Und mit jedem Auftritt scheint die in New York lebende Pianistin ein neues Projekt aus dem Hut zu zaubern – immer angetrieben vom Drang, neue Bereiche zu erschließen. Dieses Jahr präsentiert sie eine neue Formation mit derselben Besetzung wie das legendäre Modern Jazz Quartet: Neben Courvoisier am Klavier und der Rhythmusgruppe, bestehend aus Bassist Thomas Morgan und Schlagzeuger Dan Weiss, gehört die Vibrafonistin Patricia Brennan zur Band – eine der spannendsten Musikerinnen an ihrem Instrument und Mitglied in Mary Halvorsons Sextett Amaryllis.
Die Zusammenarbeit mit Brennan verortet Courvoisier im Kontext ihrer Leidenschaft für gedoppelte Tasteninstrumente: Kürzlich interpretierte sie Stravinskys „Le sacre du printemps“ gemeinsam mit dem Pianisten Cory Smythe, und in ihrer ersten Band Ocre spielte sie neben Pierre Charial an der Drehorgel. Sowohl Courvoisier als auch Brennan bewegen sich seit langem zwischen improvisierter und Neuer Musik – auch hier ein Vermächtnis des Modern Jazz Quartet, das die Ästhetik des sogenannten Third Stream vorantrieb, der Elemente des Modern Jazz mit Komponenten der klassischen Musik verbindet. Dass Poppy Seeds dieser musikalischen Strömung neue Energie schenken können, steht angesichts der kompositorischen Raffinesse Courvoisiers und der Spontaneität ihres Ensembles wohl kaum infrage.
Line-up:
Sylvie Courvoisier – Klavier
Patricia Brennan – Vibrafon
Thomas Morgan – Kontrabass
Dan Weiss – Schlagzeug
21:30 Otomo Yoshihide Special Big Band: „Stone Stone Stone“ (JP)
Europapremiere
Der Japaner Otomo Yoshihide hat viele Gesichter. Er ist bekannt als abenteuerlustiger Experimentalist, E-Gitarrist und Turntablist im Grenzbereich von Noise und freier Improvisation. Doch auch als Film- und Fernsehkomponist hat er sich einen Namen gemacht. Erste internationale Bekanntheit erlangte er mit der experimentellen Rockband Ground-Zero in den 1990er-Jahren. Nach Auflösung der Band 2001 wandte sich Yoshihide einem nüchterneren Stil zu und erforschte Klänge hinsichtlich ihrer ureigenen Qualitäten.
Zur selben Zeit entstand aus Yoshihides langjähriger Faszination für Jazz eine Reihe von Projekten, die bis heute bestehen: etwa seine Interpretation legendärer Alben wie Eric Dolphys „Out to Lunch“ oder Albert Aylers „Bells“. Zuletzt gründete er diese spannende Big Band, die seine diversen stilistischen Vorlieben zu einer einzigen vielgestaltigen Einheit bündelt. Das herausragende Album der Gruppe von 2022 vereint launische Rock-Balladen und vielseitige Improvisationen. Die Musik lässt den Geist von Sonny Sharrock und Yoshihides Gitarren-Mentor Masayuki Takayanagi in kaleidoskopischen Kompositionen und einer originellen Interpretation des Charlie Haden-Klassikers „Song for Chè“ aufleben. Bei diesem seltenen Auftritt präsentiert Yoshihide seine 17-köpfige Special Big Band zum ersten Mal in Berlin.
Pianist Alexander Hawkins und Vokalistin Sofia Jernberg begannen ihr Duo mit äthiopischem Repertoire. Mit der Zeit entstand zwischen beiden Musiker*innen eine außergewöhnliche musikalische Verbindung und es kamen traditionelle Melodien aus vielen anderen Teilen der Welt hinzu.
Sofia Jernberg & Alexander Hawkins: „Musho“ (GB, SE)
Durch ihre geteilte Leidenschaft für äthiopische Musik fanden Sofia Jernberg und Alexander Hawkins bei ihrem ersten spontanen Konzert in Amsterdam 2016 sofort einen Draht zueinander. Damals spielten sie ein das Publikum begeisterndes Medley aus dem Funk-Klassiker „Muziqawi Silt“ und einer traditionellen äthiopischen Melodie, die von der Sängerin Ejigayehu „Gigi“ Shibabaw zu „Gigi’s Lament“ umgedichtet wurde. Für die außergewöhnliche Verbindung der beiden gibt es allerdings noch weitere Gründe: Beide Künstler*innen teilen ein breites Vokabular aus Jazz, improvisierter Musik und Neuer Musik; und anstatt diese Bereiche zu trennen, fokussieren beide die vielfältigen Zusammenhänge.
Im Laufe ihrer Zusammenarbeit haben Jernberg und Hawkins die Vorstellung von Genres hinter sich gelassen – eine Vorstellung, die in einer Welt, in der wir leichteren Zugang zu Musik als je zuvor haben, immer üblicher wird. Dieses Jahr veröffentlichten sie ihr Debütalbum „Musho“ mit einem erweiterten Repertoire, das neben äthiopischen Songs auch Melodien aus Schweden, Armenien und England sowie Originalkompositionen von Jernberg versammelt. Dabei bleibt der einzigartige melodische Kern jeder dieser unterschiedlichen Musikkulturen erhalten, während das Duo im Zuge ihrer beinahe schon telepathisch wirkenden Verbindung geografische Grenzen aufhebt. Im Angesicht von historischer Gewalt, Rassismus und Unterdrückung zeugt ihr gemeinsames Spiel von außergewöhnlicher musikalischer Schönheit.
Line-up:
Alexander Hawkins – Klavier
Sofia Jernberg – Gesang
Mit Oùat begeben sich Pianist Simon Sieger, Bassist Joel Grip und Schlagzeuger Michael Griener auf eine musikalische Entdeckungstour, bei der der Weg wichtiger ist als das Ziel. Ihre außergewöhnlichen Improvisationsfähigkeiten ermöglichen musikalische Exkursionen, die im Jazz wurzeln, aber eine Vielfalt von Stilen umfassen.
Oùat: „What Love“ (DE, FR, SE)
Die drei Musiker von Oùat sind für ihre Vielseitigkeit und breit gestreuten musikalischen Interessen bekannt. Doch zu Beginn ihrer Zusammenarbeit verfolgten Pianist Simon Sieger, Bassist Joel Grip und Schlagzeuger Michael Griener einen anderen, überraschend fokussierten Ansatz: Sie widmeten sich einer Linie von idiosynkratischen und energetischen Bebops, die mit Thelonious Monk ihren Anfang nahm und über Elmo Hope und Herbie Nichols bis hin zu Per-Henrik Wallin führte, dessen Album „Coyote“ aus den 1980er-Jahren sie vollständig interpretierten. Seit dem vergangenen Jahr scheint sich jedoch etwas verändert zu haben. Etwas, das diese stilistischen Begrenzungen der Band zugunsten ihres kollektiven Wissens und ihrer bemerkenswerten Improvisations-Skills sprengte.
Dieser Prozess, alle Möglichkeiten auszuloten, ist noch lange nicht abgeschlossen. Im vergangenen Dezember enthüllten sie ihre ersten Entdeckungen mit einem Online-Adventskalender: viereinhalb Stunden Musik aus unterschiedlichsten Traditionen, gefiltert durch ihre ganz eigene Ästhetik. Doch auch abseits des Kalenders hat sich Oùat innerhalb kürzester Zeit zu einer der aufregendsten Bands der improvisierten Musikszene Berlins entwickelt. Das Trio scheut sich zwar nicht, zu grooven oder fertige Stücke zu spielen, doch jeder Auftritt bringt auch völlig fremde Stationen auf einer ungeplanten Reise zum Vorschein. Neben ihrem Konzert wird die Band in dieser 60. Jazzfest-Berlin-Ausgabe außerdem an jedem Festivalabend eine Late-Night-Jam-Session im Quasimodo hosten.
Line-up:
Simon Sieger – Klavier, Flöten, Gesang, Perkussion
Joel Grip – Kontrabass, Gimbri, Perkussion
Michael Griener – Schlagzeug, Perkussion
23:30 Jam-Session & Afterparty
An allen vier Festivaltagen soll mit den täglichen Jam-Sessions im Quasimodo eine alte Tradition des Jazzfest Berlin aufleben. Musiker*innen aus dem Festivalprogramm werden dazu eingeladen, bis tief in die Nacht in völlig neuen Konstellationen zusammenzukommen und in lockerer Atmosphäre gemeinsam zu improvisieren.
31.10. bis 3.11.2024
Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
60 Jahre Jazzfest Berlin: Still Digging
Das Jazzfest Berlin, 1964 in Westberlin als eines der ersten Jazzfestivals Europas gegründet, wird 60 Jahre alt. Anlass genug, sich einerseits in einem internationalen Jazzfest Research Lab mit der reichhaltigen Geschichte dieses sagenumwobenen Festivals auseinanderzusetzen und andererseits mit dem Jazzfest Community Lab Moabit Ausblicke für eine vielversprechende Zukunft zu formulieren.
„Wir versprechen uns von beiden Labs, für die wir uns mit zahlreichen neuen Partner*innen zusammengeschlossen haben, neue Erkenntnisse über das zeitgemäße und richtungsweisende Festivalmachen. Beide Geburtstags-Specials hinterfragen Selbstverständlichkeiten, verlassen Komfortzonen und flankieren als Impulsgeber das vielfältige Konzertprogramm des Jazzfest Berlin 2024.“
Nadin Deventer, Künstlerische Leiterin Jazzfest Berlin
Kontakt
Berliner Festspiele
Schaperstraße 24
D-10719 Berlin